Seite - 264 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
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Wenzel, als König von Böhmen dieses Namens der Vierte, besaß nicht entfernt
den Eifer und Ernst seines Vaters, sondern regierte viel zu sehr nach Laune und Willkür.
Seine Bemühungen, die 1378 durch die Wahl zweier Päpste in Rom und Avignon
entstandene Kirchenspaltung zu beseitigen und dem römischen Papst Urban VI. allgemeinen
Gehorsam zu verschaffen, blieben erfolglos, ebenso sein Streben, zwischen den hadernden
Fürsten und Reichsstädten iu Deutschland zu vermitteln; erst nachdem die Fürsten den
Städten 1388 eine doppelte Niederlage beigebracht hatten, gelang es ihm, auf dem
Reichstage zu Eger (1389) von den Reichsstädten die Auflösung ihrer Bündnisse und den
Eintritt in einen allgemeinen Landfrieden zu erzwingen. Einen argen Feind besaß Wenzel
an seinem Vetter Jost (Jodok), Markgrafen von Mähren (Erstgeborenen Johanns, des
Bruders Karls IV.), der nach der deutschen und böhmischen Krone strebte und sich deshalb
mit Herzog Albrecht III. von Österreich verband. Wenzel arbeitete seinen Feinden in die
Hände, indem er damals die Schattenseiten seines Charakters, maßlose Neigung zu Jäh-
zorn und Trunksucht, mehr deuu je hervortreten ließ. Indem er überdies meist Männer
aus dem niederen Adel oder Bürgerstand zu seinen vertrauten Rathgebern machte, brachte
er die böhmischen Barone oder Herren gegeu sich auf. Aber bevor der Bruch mit letzteren
erfolgte, brach der Conflict mit dem Prager Erzbischof Johann II. (von Jenzensteiu) ans.
Der Erzbischof excommuuicirte den Unterkämmerer Huler, einen Günstling Wenzels,
wegen Eingriffs in seine Gerichtsbarkeit und widersetzte sich überdies dem Plane des
Königs, aus der Abtei Kladrau nach dem Tode des dortigen Abtes ein Bisthum zu machen
und mit einem seiner Hofgeistlichen zu besetzen. Dies brachte Wenzel in solche Wuth, daß
er drei Rathgeber des Erzbischofs martern und einen derselben, den Generalvicar Johann
von Pomuk, in der Moldau ertränken ließ (20. März 1393). Der Erzbischof ging nach
Rom und klagte beim Papst Bonisaz IX., der ihm aber, um König Wenzel nicht in das
Lager des Gegenpapstes zu treiben, kein Gehör gab. Jetzt begann auch ein Theil der
böhmischen Herren Umtriebe, die dahin abzielten, die damaligen Räthe des Königs zu
stürzen uud dem Herreustaud wieder deu ausschließlichen Besitz der obersten Landesämter
zu verschaffen. Die Herren verbanden sich im Mai 1394 mit dem gewissenlose» Jost,
nahmen Wenzel in Beraun gefangen, führten ihn auf die Prager Burg uud nöthigten ihm
die Eruennung Josts zum Landeshauptmauu von Böhmen ab. Als aber, von Wenzel
aufgefordert, sein jüngster Bruder, Herzog Johann von Görlitz, mit einem Heere vor
Prag erschien, entführten die Verschworenen den König auf das Starhemberg'sche Schloß
Wildberg in Oberösterreich. Erst anfangs August, als die dentscheu Fürsten den König
mit Heeresmacht zu befreien sich anschickten, ward er freigelassen, und Jost verlor die
Landeshauptmannswürde. 1395 griffe,, Jost und die Herren aufs neue zu den Waffen;
zu ihnen gesellte sich Herzog Albrecht III. von Österreich, welcher Truppen sandte, die mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch