Seite - 276 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 276 -
Text der Seite - 276 -
276
24 Jahre alt, aber unter den Seinigen schon in diesen jungen Jahren wegen ausgezeich-
neter persönlicher Eigenschaften nud seiner Fähigkeit in der Leitung wichtiger Unter-
nehmungen hochberühmt war. Georg von Podebrad ergriff behutsam und energisch die
Leitung seiner Partei. Im Lanfe von vier Jahreu brachte er alle nothwendigen Vor-
bereitungen zum Abschluß und ließ sich am 1. September 1448 mit der Rosenberger nnd
Nenhanser Partei in offenen Kampf ein. Sein Ziel war Prag, welches er derart unvor-
bereitet antraf, daß er sich dessen mit einem Schlage bemächtigte (3. September); Meinhard
von Nenhans wnrde gefangen genommen, die Rathsherren abgesetzt und die Herrschaft
in der Hauptstadt ging in die feste Hand des Siegers über. Unter seinem Schutze kehrte
auch Erzbischos Rokycana nach Prag zurück uud wurde dem utraquistischeu unter Kaiser
Siegmnnd eingesetzten Consistorinm als Oberhaupt vorgesetzt.
Durch diese That ward zwar die Situation geklärt, aber die Hoffnung auf eine gütliche
Beilegung des Parteihaders schwand, man mußte daher abermals die Kräfte im ent-
scheidenden Kampfe messen, bis der Sieg sich der einen Partei zuwenden würde. Die Rosen-
berger und die Neuhanser Partei erklärten sogleich dem Podebrad den Krieg, aber es erging
ihnen nicht gar glänzend, daher kam es zu Verhandlungen auf Burg Wildstein (10. Juni
1450), infolge deren namentlich der Streit zwischen Georg von Podebrad und Ulrich,
dem Sohne des weiland obersten Burggrafen Meinhard von Neuhaus, beigelegt wurde.
Nicht lange darauf begannen Unterhandlungen mit dem römischenKönig Friedrich III.;
man verlangte, er möge den jnngen Ladislaus Posthumus nach Böhmen engenden,
wo er bis zu seiner Großjährigkeit verbleiben und sodann die Regierung antreten sollte,
denn alle Parteien waren damals darüber einig, daß der nachgeborene Sohn des
Königs Albrecht als König anerkannt uud gekrönt werde. Da aber Friedrich III. die
Entscheidung dieser Angelegenheit hinausschob, beschloß der zu Sauet Georgi 1452
tagende Landtag, Georg vou Podebrad zum Landesverweser oder Gnbernator zu
wählen. Diese Wahl kam auch wirklich, uud zwar einstimmig zustande.
Dem ueueu Landesverweser wurde eiu zwölfgliedriger Rath beigeordnet, er selbst
sollte sich in den Genuß aller Kroneinkünfte setzen, die Gerichte und Landesämter
bestellen, für Ausübung der Rechtspflege und Ordnung iu der politischen Verwaltuug
sorgen. Alle Einwohner Böhmens bekannten sich zum Gehorsam gegen den gewählten
Verweser, mit Ausnahme Ulrichs von Rosenberg und einiger Herren von seinem Anhang,
ferner der katholischen Städte Pilsen und Bndweis und der Stadt Tabor, in welcher
noch immer die excentrische Richtung der Taboriteulehre überwog.
Dessenungeachtet gelangte das Land allmälig zu dem laugersehuteu Frieden.
Indessen gerieth Kaiser Friedrich III. in einen bösen Streit mit seinen Unterthanen in
Österreich und Ulrich von Rosenberg machte alsbald gemeinschaftliche Sache mit ihnen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch