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gegen den Kaiser. Dagegen willfahrte Georg von Podebrad der drängenden Bitte
Friedrichs und versprach ihm zu Hilfe zu kommen. Ende Juli 1452 verließ er Prag mit
zahlreichem Knegsvolk, demüthigte Tabor und zwang bei Bndweis Herrn Ulrich von
Rosenberg zum Frieden und zur Anerkennung alles dessen, was der St. Georgi-Landtag
beschlossen hatte. Aber bevor noch Georg von Bndweis nach Österreich ziehen konnte,
erhielt er die Nachricht, daß Kaiser Friedrich mit seinen Unterthanen sich bereits verglichen
und ihnen Lad is laus Posthumus herausgegeben habe.
Sollte nun dem jungen König die böhmische Krone sichergestellt werden, so mußte
man nothgedrungen mit dem Landesverweser Georg von Podebrad ein Abkommen
treffen. Darüber wurde längere Zeit verhandelt; endlich (am 30. April 1453) kam König
gefahrdrohend wäre. Erst anfangs October wnrden diese Bedenken zerstreut, nud Ladislaus
machte sich auf den Weg. Die böhmischen Stände ritten ihm nach Jglan entgegen und
nahmen ihm an der böhmischen Grenze den Eid auf die Wahrung der Krön- und Stände-
freiheiten ab. Sonntag den 28. October 1453 wnrde er in der Domkirche zu Sauet-Veit
zu Prag in äußerst soleuuer Weise unter Anwesenheit der böhmischen, mährischen,
schleichen und lausitzischen Stände zum König gekrönt. Nur die Breslauer kamen nicht,
da sie den Weg in das „ketzerische" Prag scheuten; daher begab sich der König selbst etwas
später (1454) uach Breslau. Der zeitgenössische Chronist schildert den jungen, noch nicht
vierzehnjährigen König als einen „hübschen und kraushaarigen Jüngling", welcher sofort
die Gunst und Liebe des gemeinen Volkes für sich gewann.
Die erste Sorge des neuen Herrschers war darauf gerichtet, das Land von der
Räuberplage zu säubern, die persönliche Sicherheit im Handel und Wandel zu wahren,
Siegel des Ladislaus Posthumus. Ladislaus mit dem Gubernator Georg in
Wien persönlich zusammen und gleich den
Tag darauf, 1. Mai, folgte Ladislaus eine
Urkunde aus, laut welcher die Landes-
freiheiten bestätigt und die Compactaten
sammt alledem, was damit zusammenhing,
gewahrt wurden. Zugleich wurde Georg
vou Podebrad als Landesverweser bestätigt.
Aber noch verflossen fünf Monate seit diesen
Abmachungen, bevor König Ladislaus die
Reise nach Prag antrat. Es wurde ihm ins-
geheim widerrathen sich nach Böhmen zu
begeben, indem man ihm vorspiegelte, daß
der Aufenthalt in diesem Lande für ihn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch