Seite - 283 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 283 -
Text der Seite - 283 -
283
König und benachrichtigten davon den Papst und die übrigen Gegner Georgs in Mähren
und Schlesien, Nun ging der Krieg los, und zwar gleichzeitig in Böhmen, Mähren und
Schlesien. Breslau war der Herd der leidenschaftlichsten Feindschaft und Empörung.
Solange es aber nicht gelang, gegen den Böhmenkönig einen von den mächtigen
Nachbarfürsten aufzustacheln, konnte man auf große Erfolge nicht rechnen. Die ein-
heimischen Gegner waren gegenüber Georg und der großen Mehrheit des Volkes schwach,
znmal nicht einmal alle Katholiken dem Grünberger Bündniß beigetreten waren, weil nach
ihrer öffentlich verkündeten Meinung König Georg der katholischen Religion nie im gering-
sten nahetrat. Papst Paul II. bot die böhmische Krone zunächst dem polnischen König
Kazimir an, und als dieser sie ausschlug, deni Kurfürsten von Brandenburg Friedrich und
hernach noch anderen Fürsten. Niemand fühlte das Verlangen zum Kampf mit König Georg.
Endlich, obzwar mit wenig Aufrichtigkeit und Lust, wurde die Krone dem ungarischen
König Matthias angetragen, welchen gar sehr nach ihr verlangte. Matthias Corvinus
erklärte gleich darauf (1468, 31. März) dem König Georg den Krieg und fiel „als
Schirmer des katholischen Glaubens gegen die böhmische Ketzerei" mit einem vortrefflichen
und mächtigen Kriegsvolk in Mähren ein. Gleichzeitig zogen die Schlesier und Lausitzer
uach Böhmen bis gegen Tnrnau uud der Sohn Zdenko's von Sternberg Johann setzte
sich von Jglan aus in das südliche Böhmen in Bewegung und nahm eine drohende
Stellung gegen die dortigen Anhänger Georgs ein. Trotz alledem blieb in Böhmen die
Macht des ketzerischen Königs im Ganzen ungeschmälert, aber in Schlesien erlitt er fühlbare
Verluste und fast ganz Mähren gerieth unter Matthias' Botmäßigkeit.
Im Januar des Jahres 1469 vollzog der ungarische König seinen Einmarsch nach
Böhmen und gedachte über Leitomifchl und Hohenmauth gegen Prag zu gelangen. Anfangs
ging es wohl gut, aber am 27. Februar wurde er bei Wilemov im Easlauer Kreise
auf einem sehr gefährlichen Terrain und bei grimmiger Kälte durch Georgs Heer derart
umzingelt, daß seine Niederlage fast unzweifelhaft war. Matthias verlegte sich in dieser
schwierigen Situation auf Verhandlungen, welche gegen alle Erwartung und insbesondere
gegen den Willen des Heeres Georgs zum Ziele führten. Der König von Böhmen traf
mit seinem Gegner, dem König von Ungarn, in einer elenden Hütte des Dorfes Ouhrov
zusammen, und hier kam es nach vierstündiger Besprechung zu einem Waffenstillstand bis
zum 7. April, wobei zugleich bestimmt wurde, daß unterdessen am 24. März eine Zusammen-
kunft zu Olmütz betreffs Friedensverhandlungen mit den päpstlichen Legaten ans Grund-
lage der Compactateu gehalten werden sollte, deren Bestätigung zu erwirken Matthias sich
verbindlich machte. Um diesen Preis verzichtete Georg auf einen entscheidenden Sieg,
den er ohne allen Zweifel in Händen hatte. Matthias erhielt bei Wilemov freien Abzug,
so daß er sich ungehindert nach Mähren zurückziehen konnte. Die Verhandlungen in Olmütz
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch