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beitrugen. Demnach erließ er nach Prag den Befehl, daß den aus der Stadt vertriebenen
Bürgern die Rückkehr gestattet werde. Aber M. Pasek verweigerte, im Vertrauen auf
Herrn Leo's Freundschaft, dem königlichen Befehl den Gehorsam. Ebensowenig respectirte
Herr Leo den Willen seines Königs nnd Herrn.
Der mächtige und reiche Herr Peter von Rosenberg starb im Jahre 1523 (9. October)
und vermachte alle seine Güter mit Zurücksetzung der Söhne seines Bruders Vok seinen
politischen Freunden, insbesondere dem Herrn Zdenek Leo. Dieser scheute sich nicht vor
Mißbrauch seiner Amtsgewalt, um sich in den Besitz der reichen Beute zu setzen. Damit wurde
aber das Maß seiner Sünden voll. Das ganze Königreich trat in zwei Parteien, die Rosen-
berge und die Nozmitaler, und schon sollten mit Waffengewalt nicht allein der Erbschafts-
streit, sondern auch große politische und konfessionelle Principien entschieden werden.
Während die Dinge im Königreich Böhmen sich also gestalteten, machte der türkische
Sultan Snleyman II. im Jahre 1526 Anstalten zu einem großen Zug gegen Ungarn. König
Ludwig bat auf allen Seiten um Hilfe und wandte sich auch brieflich nach Böhmen,
damit das Landesaufgebot mobil gemacht werde. Die Rosenberger Partei war gleich
bereit, aber der Oberstburggraf von Prag Zdenek Leo von Rozmitäl benahm sich ganz so
wie Johann Zäpolya, indem er sich willfährig stellte, aber sich zugleich alle Mühe gab,
daß das dem König zu Hilfe gesandte Heer wohl nach Ungarn zöge, aber nicht zur rechten
Zeit ankomme. Indessen wurde Suleymans Angriff zur That, und König Ludwig ließ sich
in einen ungleichen Kampf ein. Bei Mohaes geschlagen, kam er auf der Flucht um
(29. August 1526), nachdem er erst das zwanzigste Lebensjahr erreicht hatte, der dritte
böhmische König, der auf dem Schlachtfelde geblieben.
Geschichte Böhmens vom J a h r e 1526 bis ^6^2.
Nach dem Tode Ludwigs II. wollte ein großer Theil der böhmischen Stände den
erledigten Thron durch freie Wahl besetzen, wie dies schon zweimal, nach dem Tode des
Ladislaus Posthumus und nach dem des Georg von Podebrad, geschehen war. Auf der
anderen Seite erhob Erzherzog Ferdinand von Österreich als Gemal der Schwester
Ludwigs II., der Prinzessin Anna, Erbansprüche wie auf Ungarn, so auch auf Böhmen.
Aber Ferdinand bestand nicht schroff auf seinem Anspruch. Als er merkte, daß die Stände
nicht zn bewegen sein würden, das Erbrecht seiner Gemalin anzuerkennen, ließ er es sich
gefallen, daß die Stände zu einer förmlichen Wahl schritten, unter der Voraussetzung
natürlich, daß die Wahl dann doch auf ihn und nicht etwa auf die baierischeu Herzoge, die
sich ebenfalls um die böhmische Krone bewarben, fallen würde. Diese Voraussetzung ging,
Dank der Umsicht Ferdinands nnd seiner in Prag weilenden Gesandten, in Erfüllung.
Die Stände wählten zunächst einen Ausschuß von acht Personen, zumeist Männer, welche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch