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verlangte, erließ er an sämmtliche Stände den Befehl, sich mit ihrem Kriegsvolk binnen
einer bestimmten Zeit in Leitmeritz einzufinden; er drohte dabei, daß die Säumigen oder
Ungehorsamen an Gut und Leben gestraft werden würden. Utraquisten und Brüder,
welche mehr und mehr erkannten, daß in dem Kampfe zwischen dem Kaiser und den
Schmalkaldenern auch die Entscheidung zwischen ihnen und ihrem König fallen würde,
waren äußerst aufgebracht über diesen Schritt, den sie als einen Bruch der Landesordnung
betrachteten.^ Dennoch erschienen in Leitmeritz die Stände in ziemlich großer Zahl,
aber nur die katholischen
und die wenigen altutra-
quistischeu, um mit dem
König ins Feld zu ziehen,
die übrige« nur, um die
Einberufung eines Land-
tages zu verlangen, da
dieser allein berechtigt sei,
ein allgemeines Aufgebot
zu beschließen. Eine An-
sprache, welche Ferdinand
/'»R» ^ an die Stände hielt und
/H.! H bei welcher er zuletzt sogar
vor Aufregung geweint
haben soll, vermochte nicht,
die Gesinnung der Wider-
strebenden zu ändern.
Utraquisten und Brüder
Wilhelm Znnhowsky von Riesenberg. '
schlössen vielmehr bald
darauf zu Prag einen Bund, welcher trotz der ausdrücklichen Erklärung, daß derselbe
nicht gegen den König gerichtet sein solle, keinen anderen Zweck haben konnte, als die
augenblickliche Bedrängniß des Königs zu benützen, um dessen Macht zu schmälern, die der
Stände zn erhöhen. Dies zeigten auch die Anträge, welche sie dem Landtage, dessen sofortige
Einberufung sie forderten, zur Beschlußfassung vorlegen wollten. Als Ferdinand den
Zusammentritt des Landtages erst für eine spätere Zeit bewilligen wollte, versammelten sich
die Stände eigenmächtig, errichteten eine Art provisorische Regierung und beschlossen ein Heer
aufzustellen, zu dessen Befehlshaber sie den Herrn Kaspar Pflug von Rabstein ernannten.
So standen die Dinge, als Kaiser Karl V. und König Ferdinand mit ihren Heeren
in Eger erschienen, während anderseits der Kurfürst von Sachsen Joachimsthal und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch