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Sachsen bei der Restaurirung der alten Verhältnisse nicht genug Eifer an den Tag legte.
Dieser mißtraute dem Ehrgeiz des Schwedenkönigs und wollte sich mit dem Kaiser nicht
unheilbar verfeinden, zumal letzterer seine Streitkräfte wieder vermehrte. Thatsächlich
mußte sich der Kurfürst bald wieder zurückziehen, worauf neue Confiscationsprocesse in
Böhmen eingeleitet wurden, indem nicht blos die Besitzergreifungen der Exulanten rück-
gängig gemacht, sondern auch denjenigen Einheimischen die Güter weggenommen wurden,
die sich in unbedachter Eile den Sachsen angeschlossen hatten.
Wallenstein, der dem Kaiser wegen seiner Entlassung nicht wenig grollte, mag bei der
Nachricht von dessen Niederlagen nicht geringe Schadenfreude empfuuden haben. Nach der
Schlacht bei Breitenfeld ließ er sich sogar in Unterhandlungen mit dem Schwedenkönig
ein, die nur deßhalb zu keinem Abschluß führten, weil die Anerbietnngen des Königs zu
gering waren. Nun winkte aber seinem gekränkten Ehrgeiz eine loyale Befriedigung: der
Kaiser bot ihm das Obercommando wieder an. Wallenstein lehnte zwar anfangs ab und
wollte sich nur zur Anwerbung einer Armee verstehen, durch welche die zersplitterten
kaiserlichen Scharen wieder einen festen Halt bekommen sollten. Ferdinand uahm dieses
Anerbieten mit Dank an. bestand jedoch auch auf seinem früheren Antrag, denn ohne den
ebenso gefürchteten wie hochgeschätzten Feldherrn fehlte dem Heere die Seele. Wallenstein
hatte wohl nur deshalb das Obercommando abgelehnt, um dem Kaiser größere Zuge-
ständnisse abzuzwingen, was er schließlich auch erreichte. Infolge von Verhandlungen, die
der Fürst von Eggenberg am 13. August 1632 in Göllersdorf mit ihm führte, übernahm
er das Obercommando mit außerordentlichen Vollmachten und mit dem Versprechen großer
Entlohnungen, darunter die Übertragung einer Kur, deren Besitzer später geächtet werden
sollte. Er vertrieb nun die Sachsen aus Böhmen, worauf die erwähnten Confiscations-
processe eingeleitet wurden, vereinte sich mit Maximilian von Baiern bei Eger und gewann
gegen Gustav Adolf die Defensivschlacht bei Nürnberg (am 4. September 1632). Der
Schwedenkönig mußte sich zurückziehen, folgte aber dem siegreichen Gegner, als derselbe
seine Winterquartiere in Sachsen aufschlagen wollte. Bei Lützen kam es zu einer neuen
Schlacht (am 16. November 1632), in der Gustav Adolf fiel, aber seine Truppen das
Feld behaupteten. Wallenstein mußte sich nach Böhmen zurückziehen, wo er während des
Winters 1632 und 1633 die erlittenen Verluste durch neue Werbungen gutzumachen suchte
und von wo er im folgenden Frühjahr nach Schlesien zur Bekämpfung der dort stehenden
Sachsen, Brandenburger und Schweden zog.
Es ist bekannt, daß Wallenstein den Kampf daselbst lässig führte, wiederholt mit den
Gegnern Waffenstillstand abschloß, dem General Aldringen, der in Süddeutschland zur
Unterstützung Maximilians von Baiern weilte, nicht die Erlaubniß gab, demselben zu
offensiven Zwecken Beistand zu leisten, daß er ferner den Zug der spanischen Hilfstruppen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch