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nach dem Elsaß, von wo aus sie die Schweden und Franzosen bekämpfen sollten, auf das
heftigste tadelte. Dieses ganze für das kaiserliche Interesse unerklärliche Vorgehen rief
gegen ihn den Verdacht hervor, daß er sich mit verräterischen Plänen trage. Der
Verdacht ist durch archivalische Forschungen der neuesten Zeit über allen Zweifel erhoben
worden. Auf die Frage, was ihn zur Treulosigkeit gegen den Kaiser veranlassen konnte,
nachdem ihm dieser jeden wünschenswerthen Lohn versprochen hatte, ertheilt der in den
Jahren 1633 und 1634 in Wien weilende spanische Gesandte Onate die beste Auskunft.
Er bemerkt, Wallensteins Ehrgeiz sei so groß gewesen, daß er nur durch die Erlangung
einer unabhängigen Herrschaft (wie sie ein Kurfürstenthum in Aussicht stellte) befriedigt
werden konnte. Durch den Kaiser konnte er zu diesem Ziel gelangen, wenn sich der Sieg
bleibend an seine Fahnen fesselte. Nachdem sich aber das gesammte protestantische Deutsch-
land mit den Schweden vereint hatte und dieser Verbindung sich auch Frankreich zugesellte,
konnte Wallenstein nicht an die Wiedererlangung Mecklenburgs und noch weniger an den
Gewinn eines Kurfürstenthums denken, wenn er treu zum Kaiser hielt. Onate meint des-
halb, daß Wallenstein durch die Verbindung mit den Gegnern des Kaisers das zu erreichen
hoffte, was er in Verbindung mit ihm nicht mehr erlangen konnte: eine unabhängige
Herrschast. Thatsächlich ließ sich Wallenstein mit Sachsen, Schweden und Frankreich in
Unterhandlungen ein, bei denen es unter der Bedingung der Preisgebung des Kaisers auf
den Gewinn von Böhmen abgesehen war. Er suchte deßhalb in Pilsen, wo er im Winter
1633 und 1634 das Quartier aufgeschlagen hatte, sein Heer fester an sich zu fesselnaber
Ferdinand kam ihm hierin zuvor, indem er die einzelnen Obersten gegen Versprechungen
von Geld und Gut für sich gewann. Als Wallenstein offen zu den Schweden übertreten
wollte und deshalb nach Eger zog, sah er sich von seiner Armee verlassen. In Eger wurde
er mit einigen seiner wichtigsten Anhänger von den Freunden des Kaisers ermordet
(Februar 1634). Seine Güter wurden größtentheils unter die kaiserlichen Obersten vertheilt.
! Dies geschah durch die beiden sogenanntenPilsener-Schlüsse, von denen die Unterschriften hier in Facsimile beigegeben
sind. Die Unterschriften des ersten Pilsener-Schlusses vom IS. Januar 1634 lauten: Julius Heinrich, Herzog zu sachsen —
Ch. v. Jlow — Hanß Vlrich Schaffgotsch — O. C. Piccolomini — Joan Ernst H. o. Schedenberg — E. G. v. Sparr — Adam
Trczka — R. Fr. v. Morzin — Suys — Joan Lodouico Jsolano — G. H. v. Schedenberg — Fr. Wilhelm Mohr vom Waldt,
Obr. — Hans Rudolfs v.Bredav — W.Lamboy —Gonzaga — JohanBeck —. . v. Wolff — A.Waeuell,Obr. — Jh.v.Wiltberg
— Florent de la Fosse — John Henderson — Walter Butler, Col. — Montar v. noyrel — Julio diodati — Buryan Ladislaw
von Waldstein — Hans Kharl von Prjchowycz — la Tornett — I. G. Rauchhaupt — Petrus v. Lossy — Sebestyan Kosseczky —
Marcus Corpesz — A. Gordon — Georg Friderich von Milheim, Obl. — Johann Vlrich bißinger, O. L. — M. W. v. Teufel —
de la mouilly — Siluio Piccolomini — Johan Wangler, Oberstleutn. — I. Heinrich v. u. zu Schütz — Tobias von Gissenborg
— Juan de Salazar — Hs. von Waldenfelß — Lukas Notario — Don Felipi Corrasco dessineros — Carl Balbiano — Johan
Jacob von Rodell zu Rodell — Felix von Altmanshaußen —Bernhart Hamerl — I. Christoph Peukher. Die Unterschriften des
zweiten Schlusses vom 20. Februar 1634 lauten: A. H. z. M. — Julius Heinrich, Herzog zu Sachsen — Ch. v. Jlow — Adam
Trczka — E. G. v. Sparr — F. v. Waldt — R. Fr. v. Morzin — W. Lamboy — G. H. v. Schedenberg — Gonzaga — H. G.
Breiner — pallant von Monriame — I. Beck — Florent de la Fosse — la Tornett — go — Wylhellem Trczka — Petrus
Lossy — Marcus Corpes — Hans Khorl von P. — Sebestyan Koszedsky — I. Heinrich v. u. zu Schütz — Johan Wangler,
Obristleut. — Nicola Millj Droghi — W. Adelzhoun — Paul Prichowitz — Carl Balbiano — Nikola Millj Droghi — Stephan
Puttnick — Paul Prichowitz — Bernhart Hamerl, Lb. Leutnandt.
Böhmen. 21
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch