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So fiel ein Mann, der sich nicht nur durch Unerschrockenst, hohe Begabung und
organisatorisches Talent ans dem Gebiete des Heerwesens und der Verwaltung, sondern
auch durch feinen Kunstgeschmack und eine mehr als gewöhnliche Bildung auszeichnete.
Seine Thaten laden zu einem Vergleich mit dem Cardinal Richelieu ein. Dieser machte
seinen Herrn zum wahren Herrscher Frankreichs, indem er die Bedeutung der unbotmäßigen
religiösen und politischen Parteien brach. Wallenstein machte dagegen den Kaiser während
der Jahre 1627 bis 1630 zum Gebieter von Deutschland und enthob ihn der Sorge für
sein Heerwesen. Allein während die Leistungen Richeliens dauernden Bestand hatten und
bleibenden Nutzen brachten, schuf der Eigennutz Wallensteins, den er schon in Böhmen in
verwerflicher Weise bekundete und dem er in Deutschland vollständig die Zügel schießen
ließ, dem Kaiser die grimmigsten Feinde, die seine Macht wieder zu Fall brachten.
Ferdinand suchte nach dem Tode Wallensteins die Zahl seiner Gegner durch ernst
gemeinte Friedensanerbietnngen zu vermindern und begann deshalb in Leitmeritz Verhand-
lungen mit dem Kurfürsten von Sachsen. Die Schweden suchten dieselben zu stören, indem
sie unter der Führung Baners in Böhmen einfielen und bis Prag vordrangen, aber auf
die Nachricht von der Nördlinger Schlacht zogen sie sich wieder zurück. Der Kaiser setzte
mittlerweile die Verhandlungen in Pirna und später in Prag fort, und diese führten im
Mai 1635 zum Prager Frieden, worauf fast sämmtliche protestantische Fürsten sich von
den Schweden trennten. Trotzdem gelang es der Geschicklichkeit des schwedischen Reichs-
kanzlers Oxenstierna, der Tüchtigkeit der schwedischen Generale, den Intriguen und de»
reichen Geldmitteln Frankreichs, den Krieg mit Erfolg weiter zu führen, so daß Ferdinand
(1637) starb, ohne das Ende desselben erlebt zu haben.
Sein Sohn und Nachfolger auf dem deutschen Throne Ferdinand III. hatte die
böhmische Königskrone schon im Jahre 1627 erlangt, schon damals ließ ihn sein Vater
krönen, um das unbedingte Erbrecht der Habsburger sicherzustellen. Unter ihm war
Böhmen wiederholt der Schauplatz kriegerischer Ereignisse. Im Jahre 1639 drangen die
Schweden abermals in das Land ein, rückten längs der Elbe nach Melnik und von da
nach Prag, vor welcher Stadt sie am 29. Mai eintrafen. Baner versuchte sich vergeblich
in der Belagerung und mußte sich zurückziehen, im Herbst drang er jedoch nochmals bis
Prag vor. Wiederum kehrten zahlreiche Exulanten nach Böhmen zurück, allein ihre
Hoffnung auf den Sturz der kaiserlichen Herrschaft und die Wiedererlangung ihrer
Güter erwies sich auch diesmal als trügerisch. Baner mußte am 29. October vor dem
Bruder des Kaisers, dem Erzherzog Leopold Wilhelm, der im Sommer das Commando
der kaiserlichen Armee übernommen hatte, den Rückzug antreten. Im folgenden Jahre
drängte der Erzherzog Ban^r aus Böhmen hinaus und so war das Land, das fast während
eines ganzen Jahres den Feind beherbergen mußte, wieder frei. Die Niederlage jedoch,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch