Seite - 327 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
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Geschichte Böhmens von 1648 bis 5848.
Mit der Wiederkehr des Friedens waren in Böhmen die Folgen des langen Krieges
noch keineswegs beseitigt: aus tausend Wunden blutend lag das Land geistig und
materiell völlig darnieder. Aber der natürliche Reichthum Böhmens kam doch auch zur
Geltung. Wald und Wasser verhießen ihre Gaben und der ergiebige Ackerboden und das
Innere der Erde harrten nur der fleißigen Hände, um die Mühe reichlich zu lohnen.
Lage und Verbindungen des Landes begünstigten wie stets Handwerk und Handels-
thätigkeit. Nur mußten die verödeten Städte und Märkte sich erst mit Bevölkerung füllen,
mußte man die verbrannten und verlassenen Dörfer wieder bauen und weite, wüste Striche
aufs neue besiedeln. Und darauf verwendeten denn auch Kaiser Ferdinand III. und die
Grundobrigkeiten, geistlich und weltlich, ihre erste und vorzüglichste Sorgfalt.
Der Kaiser, der wie einzelne Getreue für geleistete Dienste, so besonders auch die
Stadt Prag für die heldeumüthige Vertheidigung gegen die Schweden im Jahre 1648 nach
Kräften belohnt hatte, bewilligte allen fremden Ansiedlern eine dreijährige Steuerfreiheit.
Um eine gerechte Vertheilnng der Steuern zu erzielen, ordnete er eine „Beschreibung
der steuerfähigen Grundstücke" im Lande an. Strenge Maßregeln gegen das räuberische
Gesindel, das der Krieg in großer Zahl hinterlassen hatte, dazu Belohnungen für
Inhaftnahme oder Tödtnng eines Räubers und später unter Kaiser Leopold das Aus-
hauen der Wälder zu beiden Seiten der Straßen bis auf Pistolenschußweite sollten den
ruhigen Erwerb und Besitz und die Sicherheit des Verkehrs wiederbringen.
In der That gelang es zahlreiche fremde Kolonisten, namentlich aus dem katholischen
Süden Deutschlands, dem Lande zuzuführen. Durch sie wurden die Wüstungen wieder
besiedelt und an geeigneten Stellen neneDörser gegründet; allmälig besetzten deutsche Bauern
weite öde Striche, besonders an der Sprachgrenze im Saazer, Rakonitzer und Leitmeritzer
Kreise, dann im Böhmerwalde; deutsche Inseln entstanden wieder im Innern Böhmens
und die Sprachgrenze selbst ward vielfach dauernd zu Gunsten der Deutschen verschoben.
Auch waren zum Vortheil des Landes die religiösen Streitigkeiten, seit Jahr-
hunderten die Quelle steter Unruhen und Übelstände, mit dem völligen Siege der katholischen
Kirche endlich beseitigt. Wohl hielten sich noch im Verborgenen etliche Lutheraner,
Calviner, böhmische Brüder und Anhänger anderer Secten, ja es entstanden deren im
Laufe der Zeit noch neue; aber die katholische Kirche allein war geduldet und ihre Macht
nmsomehr im Aufsteigen, als die ursprünglich nur äußerlich bekehrte Bevölkerung sich
bald ganz und voll dem alten Glauben zuwandte.
Mit Zustimmung des Erzbischoss ErnstAlbrechtGrasenHarrach, dessen Gewalt
nun im ganzen Lande galt, wurden in Ausführung eines Planes Kaiser Ferdinands II. die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch