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Kaiser Ferdinand III. die Stände verhalten hatte, über die von ihnen verwalteten Steuer-
gelder genaue Rechnung zu legen, wurden die Steuern unter Kaiser Leopold I. dem
böhmischen Landtage wiederholt einfach „mit gedruckten Patenten" auferlegt und erklärte
endlich der Kaiser gelegentlich (am 26. Februar 1694) unumwunden, daß er als regierender
König omni ^jure berechtigt sei, „die Colleetas in dem Erbkönigreiche Böhmen und Landen
im erforderlichen Nothfall zu indiciren", und nur aus bloßen Gnaden geschehe es, wenn
er „nach Anleitung Unserer erneuerten Landesordnung" sie von den Landtagen begehre;
sein oberherrliches Recht auch »in pudliejs tributis" sei dadurch nicht im geringsten limitirt.
Aber wie sollten auch die damaligen Stände Böhmens für die Rechte des Landes ein-
treten, da der Clerus der Krone so unendlich verpflichtet, die Städte seit 1547 sich in
Abhängigkeit befanden und nur der Adel eine freiere Stellung besaß? Eben dieser Adel
unterlag wie alles dem Zuge derZeit und der Verhältnisse; nach seiner ganzen Vergangenheit
dem Lande, seiner Geschichte und Bevölkerung gleichmäßig fremd, blickte er vor Allem
auf die Dynastie und den Gesammtstaat hin, dem zahlreiche seiner Mitglieder treffliche
Dienste leisteten. Es genügt da auf die verdienten Generale Kaplir (Käppler) von
Winterberg, Graf Schlick nnd Christian von Lobkowitz, auf Staatsmänner und Diplomaten
wie Fürst Wenzel Lobkowitz, die Grafen Ulrich Kinsky, Johann Wratislaw, die Colloredo,
Martinitz, Gallas hinzuweisen.
Der Kampf um das spanische Erbe nöthigte den Kaiser, den Erbländern neue Opfer
an Gut und Blut zuzumutheu, welche Böhmen gleich den anderen willig trug. Seit 1702
bis 1703 war neben den hochgesteigerten alten Abgaben auch eine „freiwillige" Vermögens-
steuer anbefohlen, die, in dringender Noth und conservativnem universi" gefordert,
mit großer Energie eingetrieben wurde und besonders das Bürgerthum hart traf. Da
der Krieg immer größere Dimensionen annahm und anderseits Kaiser Josef I., Kaiser
Leopolds Nachfolger, die errungenen großen Erfolge festzuhalten entschlossen war, so
konnte von einer Ermäßigung der Abgaben in jenen Jahren keine Rede sein. Ja die
Geldnoth zwang den Kaiser (1708), der Bevölkerung eine neue Steuer, die sogenannte
Accise, das ist eine Abgabe von Eßwaaren, Getränken und anderen in der Haushaltung
nöthigen Dingen, aufzulegen, die sich zwar innerhalb mäßiger Grenzen bewegte, aber
doch schwere Klagen hervorrief.
Wenigstens der Kriegsschauplatz blieb Böhmen fern. Nur einmal (1706) fürchtete
man für dessen Sicherheit, aber von anderer Seite, als nämlich der siegreiche Schweden-
könig Karl XII. hinter seinem Gegner August II. von Sachsen und Polen her bis in die
Nähe Böhmens vordrang und auch dem Kaiser gegenüber eine drohende Haltung annahm.
Der König trat als Garant des westfälischen Friedens und Verbündeter Frankreichs
nicht blos für die Protestanten Schlesiens und die Zurückziehung der verbündeten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch