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besondere Landesausschüsse (je zwei aus den Prälaten, Herren, Rittern und Bürgern).
Auch war Böhmen bereits 1714 im Interesse besserer Verwaltung neu, und zwar in zwölf
Kreise, den Königgrätzer, Bnnzlauer, Pilsener, Prachiner, Bechiner, Caslauer, Chrudimer,
Leitmeritzer, Saazer, Rakouitzer, Berauner und Kaurimer, eingetheilt worden, wobei die
Striche von Eger, Falkenan an der Elbe und Elbogeu einen Theil des Saazer, der
Schlauer Distriet einen Theil des Rakonitzer Kreises bildete und der alte Moldauer und
Podbrder Kreis zusammen nun den Namen Berauner Kreis erhielten. Einige Dörfer des
Berauner Kreises wurden wegen zu großer Entfernung von der Kreisstadt zu gleicher Zeit
dem von Buuzlau zugewiesen.
Nachdem weder Josef I. noch auch bisher Karl VI. zu Königen von Böhmen gekrönt
waren, kam dieser mit seiner Gemalin und seinen beiden Töchtern Maria Theresia und
Maria Anna im Juni 1723 nach Prag, um sich und seiner Gemalin die Krone des heiligen
Wenzel aufsetzen zu lassen, was unter großen Festlichkeiten und der Entfaltung ungeheuren
Prunkes sowohl von Seiten des Hofes als auch des aus allen Theilen des Landes
erschienenen Adels geschah. Über diesen späten Entschluß des Monarchen haben schon die
Zeitgenossen ihre Vermuthungen angestellt. Man wird aber füglich als Hauptgrund den
sehnlichen Wunsch Kaiser Karls ansehen dürfen, ja nichts zu unterlassen, was irgendwie
geeignet war, die Nachfolge seiner älteren Tochter in den Erblanden noch mehr sicherzustellen.
Es ist bekannt, mit welch schweren Opfern Karl VI. die Anerkennung der Pragma-
tischen Sanction seitens der europäischen Mächte erkaufte, wie die unglücklichen Kriege
wegen der Nachfolge in Polen und gegen die Türken, in die er deswegen gerieth, Öster-
reich finanziell zerrütteten, die Armee, und zwar besonders die tüchtigsten Bestandtheile
derselben, die deutsch-slavischen Regimenter, deeimirten, ebensosehr Österreichs Ansehen
nach außen schädigten, wie im Innern Verzagtheit und Mißmuth hervorriefen. Und eben
jetzt schied Kaiser Karl, auch selbst durch die Schicksalsschläge im Innersten gebeugt,
uuvermuthet rasch nach kurzer Krankheit aus dem Leben, der letzte männliche Sprosse
seines glorreichen Hauses (20. October 1740).
Mit uugetheilter Bewunderung hat schon die Mitwelt auf das Wesen und Walten
der unvergleichlichen Frau hingesehen, die nun nach des Vaters Tod die österreichische
Monarchie zu regieren unternahm. Während standhafte, erfahrene Männer inmitten all des
Unheils und der Verwirrung den Muth verloren, obwohl die Fürsten Europa's gegen Wort
und Vertrag sich gegen sie erhoben und Alles zu versagen schien, gelang es ihr in der tief-
innersten Überzeugung von ihrem Rechte, die Mittel zu schaffen zu nachdrücklichster Führung
des Krieges und in langem Kampfe sich und ihren Nachkommen die väterliche Monarchie
zu erhalten, um sodann ihre ebenso maßvolle als klug versöhnende Thätigkeit als Ordnerin
und Reformatorin des österreichischen Staatswesens zu entfalten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch