Seite - 407 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 407 -
Text der Seite - 407 -
407
XVI. Jahrhundert, aus dem italienischen »ia^oletto«. In böhmischen Gegenden am Fuße
des Rieseugebirges hat sich auch noch die „kuklu" erhalten, wenn auch nicht in ihrer
ursprünglichen Gestalt, indem sie nunmehr ein großes
Tuch bedeutet, in das jetzt wie einst in die Kapuze
der Kopf eingehüllt wird. Im östlichen Böhmen
tragen noch heutzutage die Bauernweiber große
gefaltete Kragen an den Hemden, die an die Hals-
krause (okruSi) längst vergangener Jahrhunderte
erinnern, und noch heutzutage kommt hier und da der
alterthümliche Namen ,o2iäli«, der aus den Auf-
zeichnungen des XV. Jahrhunderts bekannt ist, vor.
Kränze ans Metallblech, die einst adelige und reiche
bürgerliche Damen trugen, waren noch bis in die
jüngste Zeit bei den bäuerlichen Bräuten beliebt, nnd
mit Puder, eigentlich mit Mehl, bestreuten die
Mädchen im nordöstlichen Böhmen den srisirten
Kopf, wenn sie Kranzeljungfern waren, noch in den
Dreißiger-Jahren dieses Jahrhunderts.
Der wirthschaftliche Fortschritt, dann der Um-
stand, daß man Stoffe und Kleid zu Hause zu erzeugen
aufhörte, befouders aber eiue vervollkommte Com-
munication, durch welche einst abgeschiedene Gegenden
mit anderen in freie Berührung kamen, nicht weniger
der Aufschwung der Industrie, besonders aber das
Fabrikswesen und der Handel, hatten zur Folge, daß
das böhmische Volk auffallend schnell seine eigen-
thümlichen Trachten, die es namentlich aus dem
vorigen Jahrhundert gerettet hatte, abzulegen begann.
In manchen Gegenden ging dieser Wechsel in den
Fünfziger-Jahren vor sich, in anderen, namentlich
im Gebirge, etwas später. Vor dieser Zeit hatten alle
böhmischen Gegenden ihre Tracht, wie man aus deu
bäuerliche» Hochzeiten, die in Volkstrachten bei der Krönung Ferdinands V. zum
König im Jahre 1836 abgehalten wurden, ersehen konnte.
Heutzutage geht der Landmann meist nur mehr städtisch gekleidet einher, freilich
nach dem Schnitt seines Dorfschneiders, obgleich es auch Dörfer in reichen Gegenden gibt.
Ein alter Chode.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch