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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Seite - 448 -
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448 die ganze Gegend erscheint flimmernd wie in einem Zaubermärchen. Die Jugend mit Blumen bekränzt und mit Beifuß umgürtet tanzt um das Feuer herum, Liebespaare springen Hand in Hand über die Flammen, und wenn der Sprnug gelingt, ist es für sie von guter Vorbedeutung. In der Johannisnacht blüht das Farrnkraut mit goldeuer Blüte, und wem es gelingt, derselben habhaft zu werden, der hat den Schlüssel zu allen Schätzen. Die Mädchen pflücken in der Nacht neunerlei Blumen, winden einen Kranz davon und werfen ihn rückwärts auf einen Baum; nach wievieltem Wurfe der Kranz auf dem Baume hängen bleibt, nach soviel Jahren wird das Mädchen heiraten. Auch legen sie sich den Kranz vor dem Schlafengehen unter das Kopfkissen, damit ihnen ihr Zukünftiger im Traume erscheine. Am folgenden Morgen vor Sonnenaufgang werfen sie die Kränze aufs Wasser und beobachten, ob der Kranz frei hinunterschwimmt oder irgendwo hängen bleibt; in jenem Falle werden sie bald heiraten. Eine Mutter, welcher ein Kind gestorben ist, darf vor Johannis weder Kirschen noch Erdbeeren essen, denn an diesem Tage vertheilt die heilige Jungfrau Kirschen und Erdbeeren an die verstorbenen Kinder im Himmel, und wenn sie zu einem Kinde käme, dessen Mutter diese Früchte bereits gegessen hatte, würde sie sagen: „Für dich ist nichts da, deine Mutter hat dirs weggegessen", und das Kind würde leer ausgehen. Auf einen Sonn- oder Feiertag im Sommer fällt das Kirchenfest (pouk), ein Stelldichein der jungen Leute und Liebespaare. Vor der Kirche und aus dem Dorfplatze sind Zelte, Buden und Verkanssläden mit allerlei Schnitt-, Spiel- und Schmuckwaaren aufgestellt, namentlich dürfen jene der Lebzelter nicht fehlen. Hier ist der Ort, wo sich nach dem Gottesdienst die jungen Leute versammeln und sich wechselseitig Geschenke (pvuti), als: Goldringe, Bilder, Pfefferkuchen, Marzipan und Anderes kaufen und Bekanntschaften machen, die nicht selten zur Heirat führen. Darum erscheinen hier die heiratslustigen Mädchen in ihrem schönsten und reichsten Schmuck und namentlich mit einer Ducatenschnur am Halse, denn nach der Anzahl der Ducateu errathen die heiratslustigen Burschen, wie groß die Mitgift des Mädchens sein wird. Das Wort pout,' bedeutet eigentlich die Wallfahrt . Es pflegt nämlich das Volk nach verschiedenen Wallfahrtsorten, zu wunderthätigen Marienbildern oder Heilquellen Processionen zu unternehmen, welche je nach der Entfernung des Ortes oft mehrere Tage in Anspruch nehmen. Solche Wallfahrtsorte sind: der heilige Berg bei Pribram, Altbunzlan, Maria-Zell, Albendorf (Vamberice im Glatzischen), Prag (zum heiligen Johann von Nepomnk) und andere. Weißgekleidete Kranzeljungsern tragen ein schön geschmücktes Marienbild (oder statt dessen wird eine Kirchenfahne vorangetragen), und hinter ihnen folgt die Menge, andächtige Lieder singend, welche ihnen der die Procession leitende Vorbeter vorsagt. Wenn sie an Ort und Stelle anlangen, kommt ihnen der Geistliche mit seinen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (1), Band 14
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (1)
Band
14
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1894
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.78 x 21.93 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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