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wie er heißt, so antwortet er: 5a se pisu -lv?sk?il<zusek; das erklärt sich leicht, wenn
man weiß, daß jeder Bauer einen Namen nach dem Bauernhofe und einen anderen nach
seinen Eltern führt. Das Maß des Reichthums bestimmt man mit vocle vsetio
mel (nicht mnel). Nach der Arbeit gehen die Nachbarn lmw (in Taus keM, in Pisek
nn täckx) und plaudern da, jak ten svöt bö^i.
Man sagt Lerano^e ctiveka t^ektiZ (recht) pekna dolka aber Llarä?etrovä a
Ltankovä kumtslx. Statt nemeck^, nvsku hört man auch em«z<:kv, eckon. Das harte
habe ich im Worte mL (wir) bemerkt, seltener sprach man auch (immer),
(äöti). Im Sprechen hört man fortwährend im, im ^ö, tc» dvll ^e. In Otrocin erzählte
mir ein Weib: ^lv suis v Lulislaveck se tiueili eist, als päk klucitsl tiumtei a tük
tv «krub^ nstiumi. Orive^ dvi luzvanZelium takv eeske^ a emeeke^, als nviü (neni)
täk. Marie nennt man Nöri^a, Ncziije; Anna ruft man ^nlcv und beschimpft Hanala.
Die einsilbigen Wörter, überhaupt wenn sie allein sind, spricht man gern gedehnt aus,
so: täm, kam, cleZt, änes. Hier verschwindet mit der böhmischen Tracht auch die Sprache;
die älteste Generation ist böhmisch, die mittlere gemischt, die jüngste — bis auf fünf
Dörfer — deutsch.
Von dem Tanser Kreise kann man behaupten, daß je näher zur Grenze desto besser
sich die bäuerliche Tracht erhält und mit ihr die besondere Sprache, die aber in der letzten
Zeit sich mischt und ändert. Die böhmische Bevölkerung bildet hier einen Keil zwischen
den nordwestlichen und südwestlichen Deutschböhmen. Der Dialect breitet sich wellenartig
nach Osten fast bis zur Angel aus und nimmt nach und nach die ostwärts gebrauchte
Aussprache an. Die Aussprache des eigenen Dialectes unterscheidet sich sehr bedeutend
von den Nachbarn durch eine angenehme Färbung des Tons; man merkt eine schnelle
Bewegung im Sprechen dadurch hervorgebracht, daß die letzte Silbe im Satze gewöhnlich
gedehnt, die vorgehende kurze Silbe fast bis zum Verschwinden verkürzt wird, z. B.: Mino,
/a^mte krävü! do ducket« ckelüt?
Einem Fremden ist besonders ausfallend das Voranstellen eines k im Anlaute, und
zwar nicht nur vor dem Selbstlaute a, u, sondern auch vor n und r, so: Kaie, Huna,
Imlica, kmöko, lmi2e, ki-^s. Im Mittelböhmischen assimilirt man k vor cl in A, hier in d:
neliäo, nskiäa, kä^, oder es wird das k einfach weggelassen äo, 60 tu
stvji; rmekal, kiaA' neckäl. Ein hartes I und ^ merkt man noch bei den ältesten
Bewohnern, die jüngere Generation vernachlässigt es. Auch das Klattauer eksssti, ctiöasnej
findet man hier und dazu noch viekvr. Paßt man gut auf, so hört man ?ankni, ?anlc?nät,
ven, kun statt ?amkni, vem, kam, aber auch tum, ta ist nicht ungewöhnlich. Das Volk
liebt nicht immer die weichen Consonanten pot, pots (poM, pare?, re?at, liezksM,
b)'streM (analogisch zur ersten Stufe) und dagegen potack, ävsiä', pvsiä' (äosuä).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch