Seite - 22 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 22 -
Text der Seite - 22 -
22
der Musikgeschichte Prags schloß Ende April 1807 mit der Aufführung von Mozarts
,<ÜIemen2a äi l'ito".
Die deutscheu Schauspieltruppeu, die uach damaliger Sitte auch das Singspiel zu
versehen hatten, brachten, nebst Bearbeitungen italienischer Intermezzi und französischer
Operetten, Werke von Mozart, Hiller, Dittersdorf, sowie von verschiedenen vaterländischen
Componisteu, die auch auf auswärtigen deutschen Bühnen bekauut waren, vor Allem
natürlich von Georg Beuda, ferner von Andreas Holy, Franz Tucek, B. Zak (Schack),
dem Mährer Wenzel Müller u. a. Auch die damals modernen Melodramen wurden ab
und zu aufgeführt, so Rousseaus „Pygmalion", G. Bendas „Medea".
Das Bild, welches uns die Prager Oper des XVIII. Jahrhunderts bietet, muß durch
eine Erwähnung des Oratoriums sowie der musikalische» Schuldramen ergänzt werden.
Nachrichten über vereinzelte Oratorienaufführungen und selbst über einheimische Componisten
datiren bereits aus früherer Zeit, aber eine ausgiebigere Pflege wurde dieser Kunstform
erst nach 1700 zu Theil, uud zwar vou Seiteu der vornehmeren Kirchen der Stadt, in
denen namentlich zur Osterzeit solche Aufführungen nachgerade zur Regel wurden. Dabei
hatten zunächst die Italiener selbstverständlich ein entschiedenes Übergewicht, doch haben
späterhin die Prager Componisten — es seien nur I. A. Sehling, A. M. Taubner,
F. W. Habermann, Felix Benda genannt — zum guten Theil selbst für italienische und
deutsche Oratorien zu sorgen gewußt. Diese einst so blühenden kirchlichen Aufführungen
nahmen jedoch ihr Ende fast gleichzeitig mit der italienischen Oper; denn seit 1803 war an
eine erfolgreiche Concnrrenz mit der neugegründeten „Tonkünstlersocietät", die nach außen
zunächst als Oratorienverein auftrat, nicht zu deukeu. Viel früher dagegen, nämlich infolge
eines 1765 erlassenen behördlichen Verbotes, hörten die lateinischen Schnlopern ans. Die
lateinischen und griechischen Schulkomödien der humanistischen Zeit nämlich, bei denen hin
und wieder auch der Chorgesang (in einer vermeintlich antikisirenden rhythmischen Fassung)
zur Mitwirkung herangezogen worden war, sind allmälig von musikalisch-dramatischen
Aufführungen nenen Stils in den Schatten gestellt worden, die, wie sie sich selbst als
,meloäraina" bezeichneten, in der That geradezu für lateinische geistliche Opern angesehen
werden dürfen. Eine der bemerkenswerthesten Vorstellungen dieser Art, die namentlich in
den Jesuiten- nnd Piaristencollegien eifrig gepflegt wurden, war wohl das während der
Krönungstage von 1723 im Prager Elementinnm gegebene Festspiel ,3ub olen paeis et
palma virtutis evnspieua . . . regia Lvkomiae corona", das eiue Begebenheit aus der
St. Weuzelslegeude vorführte und dessen Musik von dem uns bereits bekannte» I. D.
Zelenka herrührte.
Die italienische Oper hat ohneZweisel das musikalische Leben Prags um ueue Genüsse
bereichert und wohlthätig angeregt, ja sie wurde zeitweilig sogar zum Brennpunkt des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch