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Wiedergabe der Cantilene auszeichnete, sondern auch den eines ausgezeichneten Lehrers.
Da Franz Benda der älteste unter zahlreichen, durchwegs musikalischen Geschwistern
war, trachtete er die ganze Familie nach Berlin zn bringen und hier zu versorgen.
Es gelang ihm, sein jüngster Bruder Josef folgte ihm sogar in der Stellung als Concert-
meister. Der bedeutendste Mann aber, den diese ganze vielverzweigte Küustlerfamilie
aufzuweisen hat, ist Georg Benda, geboren 1722 iu Altbeuätek. Nachdem er einige
Jahre in der Berliner Hofkapelle zugebracht, wurde er 1748 herzoglicher Kapellmeister
in Gotha, in welchem Amte er dreißig Jahre nach allen Richtungen seiner Kunst mit
Erfolg thätig war. Seinen Ehrenplatz in der Geschichte der Tonkunst hat er jedoch Bühnen-
werken zu verdanken, denen er sich seit einer italienischen Studienreise in erster Linie
widmete. Eine Reihe von Singspielen Bendas gehörte zu dem beliebtesten Bestand des
damaligen deutschen Repertoires, namentlich wurde „Romeo und Julie" hochgehalten.
Das größte Aufsehen aber erregten allenthalben seine Melodramen „Ariadne auf Naxos"
und „Medea", denen er später, durch die wachsenden Erfolge (selbst in Italien) ermuthigt,
noch einige weitere folgen ließ. Benda fand hierin zahlreiche Nachahmer; auch Mozart
fühlte sich durch diesen seinen „Liebling unter den lutherischen Kapellmeistern" zur
melodramatischen Komposition (zweier Scenen in „Zaide") angeregt, ja er kam sogar auf
den Gedanken, den größten Theil der Opernrecitative durch Melodramen zu ersetzen.
Benda gab 1778 seine Stellung in Gotha auf, lebte kurze Zeit in Hamburg, coucertirte
in Wien, dirigirte seine „Ariadne" in Paris und verlebte den Rest seines Lebens an
verschiedenen Orten des Thüringerlandes in einer schließlich bis zur Menschenscheu und
Musikflucht ausartenden Zurückgezogenheit, bis er am 6. November 1795 in Köstritz bei
Altenburg starb.
Ein anderer Componist böhmischer Abkunft, Joseph Myslivecek, stellte seine
Kunst in den Dienst der italienischen Oper. Der in Prag geborue uud daselbst bei
Habermauu und bei Seger musikalisch gebildete junge Mann vertauschte gleich nach seinem
ersten Erfolge als Symphoniker den väterlichen Berns, das Müllerhandwerk, mit der
Künstlerlaufbahn und wanderte frischen Muths nach Italien, wo er als „Venutorim"
(Jtalianifirung des böhmischen Familiennamens) oder ,Il IZoemo" bald einer der
beliebtesten Componisten des Tages wurde, dessen Opern in vielen Städten, namentlich in
Neapel stets auf den größten Beifall zählen durften. Er wurde 1777 auch nach München
berufen, wo im Earueval des folgenden Jahres sein „Ezio" zur Aufführung kam, starb
aber schon 1781 in Rom, erst 44 Jahre alt, trotz aller seiner Erfolge in dürftigen
Verhältnissen.
Wenn die böhmischen Musiker als Virtuosen uud Componisten ganz Europa durch-
zogen oder weit von den Grenzpfählen des Heimatlandes wohlbestellte Kapellmeisterstellen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch