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im Bunde neben Strauß und Lanner genannt. Die größten künstlerischen Erfolge hat
aber unstreitig Johann Josef Abert (geboren 1832 in Kochowitz bei Leitmeritz) auf-
zuweisen; er gehörte unter die geachtetsten deutschen Compouisten der letzten Jahrzehnte.
Gleich nach Absolvirnng des Conservatoriums kam er 1852 als Contrabassist in die
Stuttgarter Hofkapelle, wurde 1867 zu deren Kapellmeister ernannt und hat sich vor
kurzem in den Ruhestand zurückgezogen. Seinen Ruf auf instrumentalem Gebiete haben
vor Allem die (5-inoII-Symphouie und die „Columbns"-Symphonie begründet; in seinen
Opern „Auua von Landskron" (1859), „König Cnzio" (1862), „Astorga" (1866) und
„Ekkehard" (1878) bewährte sich Abert auch als wohlerfahrener Bühnenkenner und hat
namentlich mit „Astorga" Glück gehabt, welches Werk sich auch im Repertoire der Prager
Oper längere Zeit behauptete.
Der Löwenantheil an dem Ruhme des Prager Conservatoriums gebührt den
Geigern. An erster Stelle muß des genialen Josef Slavik (aus Jiuec bei Pribram)
gedacht werden, eines Virtuosen von phänomenalerTechnik, der denNamen des „böhmischen
Paganini" ohne Zweifel voll gerechtfertigt hätte, wäre er nicht schon in seinem 27. Jahre
(1833 in Pest) der Kunst durch den Tod entrissen worden. Raimund Dreyschock
(1820 bis 1869) wirkte in Leipzig als geschätzter Violinlehrer am Conservatorinin und als
Coucertmeister des Gewandhauses. Durch seine langjährige Lehrthätigkeit hat namentlich
Moritz Mildner (aus Türmitz, 1813 bis 1865) viel zu dem guten Rufe der Anstalt bei-
getragen, an welcher auch er selbst sich einst gebildet hatte. Sein Schüler Ferdinand
Laub (geboren l832 in Prag, gestorben 1875 in Gries bei Bozen als Professor des
Moskauer Conservatoriums), unbedingt ein Künstler ersten Ranges als Solist wie als
Ouartettspieler, war wohl überhaupt die größte Zierde der Prager Geigerschule. Wenige
kamen Laub so nahe als Johann Hrlmaly (geboren 1844 in Pilsen), sein Nachfolger
am Conservatorinm zu Moskau. Noch seien Hrimaly's Bruder Adalbert, jetzt Direetor
des Czernowitzer Musikvereins, Wenzel Kopta, einst Professor am Conservatorinm in
Philadelphia, Hans Sitt, gegenwärtig in gleicher Stellung in Leipzig, Florian Zaji'c
in Straßburg, Karl Halir in Weimar genannt und die mit dieser Aufzählung allerdings
noch lange nicht erschöpfte Liste der Geiger, auf welche das Prager Couservatorium stolz
sein darf, mit der Nennung eines Künstlers beschlossen, der unbestritten zu den glänzendsten
Erscheinungen in der heutigen Musikwelt gehört: es ist Franz Ondricek (geboren 1857
in Prag). Unter den Cellisten hat sich David Popper (geboren 1846 in Prag) schon in
frühen Jahren zu einem Virtuosen von europäischem Namen emporgeschwungen.
Ein Institut, das für die Kirchenmusik Böhmens mit der Zeit eine große Bedeutung
gewonnen hat, wnrde etwa zwei Jahrzehnte nach dem Conservatorinm eröffnet. Es ist
die gewöhnlich kurzweg „Organistenschule" genannte Anstalt für Kirchenmusik, die von
Böhmen. 3
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch