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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 87 -
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87 sondern von fremden Strömungen getragen auf Sandbänke anlaufen und hier in einer Art trüber Einförmigkeit verharren. Selbst der Sprache kommt die elegante Fassung theuer zu stehen, weil sie derselben einen großen Theil ihrer ursprünglichen Reinheit und Kernigkeit zum Opfer bringt. Die Ursachen dieser ungleichartigen Erscheinungen fließen aus mehreren Quellen. Vor Allem übten hier die günstigen öffentlichen Verhältnisse großen Einfluß aus; das von früher her erstarkte nationale Bewußtsein erhielt sich durch das ganze XVI. Jahr- hundert in voller Kraft, da es nicht nur durch allgemeinen Wohlstand, sondern auch durch hilfreiche Unterstützung der entscheidenden weltlichen und geistlichen Kreise eifrig gefördert wurde. Der Literatur gereichte dies immerdar zu ausgiebiger Kräftigung, aber sie hätte ihre Aufgabe nicht mit Erfolg erfüllen können, wenn sich nicht außerdem noch andere Factoren beigesellt hätten, nämlich die Bnchdruckerkuust uud der Humanismus , durch welche sie erst allgemeine Verbreitung und Förderung fand. Eine Schattenseite gab dem gegenüber das Vorurtheil ab. daß alles literarische Streben in einer Renaissance im antiken Sinne gipfeln müsse, was höchstens nur in formaler Beziehung sich durchführen ließ, sonst aber mit offenbarer Schädigung vieler Eigenthümlichkeiten des nationalen Lebens verbunden war. Aber einen weit beklagenswertheren Einflnß übten die neu auftauchenden Strömungen der religiösen Reformat ion aus; sie verschuldete» größteutheils die ermüdende Eintönigkeit auf literarischem Gebiete. Als erste Probe der Buch druck erknn st iu Böhmen gilt die im Jahre 1468 zn Pilsen gedruckte Trojaner-Chronik, aber die verhältnißmäßig vollkommene Ausstattung scheint zu beweisen, daß kleinere Versuche vorangegangen waren, bevor man sich an ein ausgedehntes und kostspieliges Werk wagte. Außer den Pilsener Drucken kennt man aus deu nächsten Jahren auch Prager, Kuttenberger und Winterberger Jncnnabeln; hervor- stechend ist bei ihnen die Eigenthümlichkeit, daß es mit geringfügigen Ausnahmen lauter Bücher der lebendigen Volkssprache sind und keineswegs lateinische Werke, wie es sonst fast überall stehende Gewohnheit war. Der Humanismus , die Quelle altclassischer Bildung, gipfelte in Böhmen seit jeher, wie auch sonst überall, in der Kenntniß des Lateins, welches wegen seines kosmopolitischen Charakters nicht nur bei höheren Studien, sondern auch im öffentlichen Leben und namentlich in kirchlichen Angelegenheiten geradezu als unumgänglich erschien. Dies Ver- hältniß begegnete anfangs nirgends einem Widerstande. Selbst Hns nahm keinen Anstand, Kirchenlieder und wichtige dogmatische Schriften lateinisch zu verfassen, und dasselbe thaten auch feiue Freunde und Widersacher. Sobald aber die Zerwürfnisse und Zwistigkeiten in blntige Kämpfe ausarteten und die entscheidende Macht in die Hände des Volkes überging, da wurde jedes Merkmal der gegnerischen Seite rücksichtslos ausgemerzt und demgemäß
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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