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Brüdergemeinde zusammenhängen. Als bewährte, nie ermüdende Vorkämpfer stehen da
vor Allem die Bischöfe der Unität, Lukas von Prag (gestorben 1528), der nach gleich-
zeitigen Zeugnissen als ein „geschliffenes Schwert" der Gemeinde waltete, der scharfsinnige
Johann Blahoslav (gestorben 1571) und zum Theil auch der heftige Iohauu Augusta
(gestorben 1572).
Die Reihe anderer Arbeiten, die mit dem Gebiete der Theologie zusammenhängen
und unter denen die Postillen zu den umfangreichsten gehören, ist fast unübersehbar, da
beinahe die gesammte Schriftstellerwelt der damaligen Zeit an der Produktion sich
betheiligte; nicht selten greift ein reicher Edelmann — zum Beispiel Johann Popel von
Lobkowitz oder der bekannte Wenzel Budovec, der Verfasser des „Anti-Alkoran", eines
polemisch-mystischen Sammelwerkes — ebenso eifrig zur Feder wie der arme Private; ein
bewährter Schriftsteller — wie z. B. Daniel Adam von Veleslavin — ebenso gut wie
ein noch ungeübter Neuling. Überall sieht man das Streben, religiöse Probleme endgiltig
zu lösen, den moralischen Verfall aufzuhalten und durch die Rückkehr auf bessere Wege
das nach allgemeiner Überzeugung nahe Ende der Welt, welche wegen der menschlichen
Sündhaftigkeit dem unausweichlichen Verderben verfallen war, abzuwenden.
Die Rechtsprosa erreicht durch die Gunst der öffentlichen Verhältnisse ihre volle
Entfaltung, so daß sie schon frühzeitig in jeder Hinsicht fehlerfreie Prodncte aufweist.
Einen classischen Commentar des Rechtes nnd der Ordnung beim Landesgericht verfaßte
M. Victorin Cornelius von Vsehrd in seinem Werke: pi-ävick Üeske knik^
cievater^- (Neun Bücher vom Recht des Landes Böhmen), während in Mähren etwas
früher ein ähnliches Werk der berühmte Edelmann Ctibor Tovacovsky von Cimbnrg
geschrieben hatte. Die Pflege des städtischen Rechtes erreichte den Höhepunkt in der Arbeit
des Prager Altstädter Kanzlers Paul Christian von Koldin: „ ? r ä v a m e s t 8 k ä k r äl c> v s t v i
Üöskeko« (Die Stadtrechte des Königreiches Böhmen, 1579), welches Buch wegen seiner
Präcision, Klarheit nnd Bündigkeit in der Folge nicht nnr in Böhmen, sondern auch iu
Mähren gesetzliche Geltung erlangte.
Zur Pflege der Geschichte ermunterten nicht nur die ruhmreiche Vergangenheit
und die häufigen Zerwürfnisse der Gegenwart, sondern vor Allem auch die große Beliebt-
heit der Erzählungsbücher und die Unterstützung, welche ebenso reichlich von den wohl-
habenden Städten, wie von dem patriotisch gesinnten Adel gewährt wurde. Werke von
großem Umfange sind hier an der Tagesordnung, ihr kritischer Werth Pflegt jedoch
nicht unanfechtbar zu sein. Auf dem Gebiete der allgemeinen Geschichte war Carions
Weltchronik als Leitfaden beliebt. Im Jahre 1541 wurde sie vom Prager Altstädter
Kanzler Buriau Sobek von Kornitz, einem eifrigen Lutheraner, übersetzt und im Jahre
1584 von Daniel Adam von Veleslavin erweitert. Mehr Originalität hat Veleslavins
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch