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und begeisterter Förderer patriotischer Bestrebungen, Johauu Tesänek (gestorben 1788),
ein bedentender Mathematiker und Physiker, Anton S t rnad (gestorben 1799), ein
Astronom und Andere, oder doch wenigstens ansrichtige Freunde des böhmischen Volkes
und seiuer Denkmäler, wie der Piarist N i k. Adankt. Voigt (gestorben 1787), der Erste,
der sich mit der böhmischen Numismatik abgab und auch die Culturgeschichte Pflegte, Karl
Rasael Ungar (gestorben 1807), fleißiger Bibliograph, der eigentliche Organisator
der Prager Universitätsbibliothek, Jgnaz Cornova (gestorben 1822), ein Polyhistor,
sowohl durch seine Kenntnisse als auch durch seinen edlen Charakter eine der interessantesten
Persönlichkeiten des damaligen gelehrten Prag, und Andere; bei allen diesen Männern,
denen auch eine Reihe aufgeklärter Aristokraten zur Seite stand — neben dem schon
erwähnten Grafen Kinsky namentlich auch Fürst Karl Egon Fürstenberg (gestorben 1787),
Graf Egon Wrbua (gestorben 1789), Ernst von Waldstein (gestorben 1789), Prokop
Lazansky (gestorben 1804), Joachim (gestorben 1802), Franz (gestorben 1830) und Kaspar
von Sternberg (gestorben 1838), Joh. Rudolf Chotek (gestorben 1824) — bildete Alles,
was zur Verherrlichung der Heimat diente, so zu sagen den Hauptpunkt des Programms.
Es ist natürlich, daß auch der Gedanke auftauchte, welches Geschick der böhmischen Sprache
harre und ob es nicht rathsam wäre, zu ihrer Belebung irgend welche Schritte zu thun, da
die Gefahr drohte, daß sie allmälig selbst aus dem gewöhnlichen Verkehr schwinden werde.
Eine eindringliche Stimme in dieser Hinsicht erscholl zum ersten Male im Jahre 1774
aus hohen militärischen Kreisen in der Schrift „Erinnerung über einen wichtigen
Gegenstand; von einem Böhmen", deren Autor F ranz Josef Graf Kinsky,
damals Generalmajor, dann Feldmarschall-Lieutenant und Platzcommandant der Militär-
akademie in Wiener-Neustadt war; den weisen pädagogischen Rath begleitet hier eine
warme Fürsprache zu Gunsten der Muttersprache, welche uach den Worten des Verfassers,
wie sie bei einem Deutschen deutsch, bei einem Franzosen französisch, bei einem Böhmen
auch nicht anders als böhmisch sein kann. Diese Publikation eröffnete gleichsam die Bahn
anderen Apologien, die dann von Seiten des unermüdlichen Franz Martin Pelzel (1775),
Karl Jgnaz Thäm (1783), eines fleißigen Prager Literaten, Joh. Al. Hanke von Hanken-
stein (1783), Universitätsbibliothekars in Olmütz, und Anderer folgten, ja es kam sogar zu
ernstlichen öffentlichen Manifestationen, namentlich beim Regierungsantritt Leopolds II.
einerseits auf dem Landtage im Jahre 1790, wo die Stände unter anderen Forderungen
auch die Bitte Seiner Majestät vorbrachten, es möchte die böhmische Sprache an
Gymnasien einige Berücksichtigung finden, anderseits bei den späteren Krönuugs-
sestlichkeiten, wo man ebenfalls der Muttersprache gedachte.
So wurde allmälig der Umschwung zu Guusteu der veruachlässigteu böhmischen
Sprache vorbereitet; sollte jedoch die zu diesem Zweck unternommene Arbeit nicht wiederum
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch