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Johann Svatopluk Pres l (1791 bis 1819), ein zweiter Jungmann auf dem Gebiete
der Natnrwissenschaften; durch ihr vereintes schweres Bemühen wnrde der Grund zur
neuböhmischen wissenschaftlichen Literatur gelegt.
Eiue wirksame Aufmunterung zu weiterem Schaffen fanden diese ersten Pionuiere,
nachdem bereits 1816 die böhmische Sprache auf den Gymnasien principiell zugelassen
worden war, in der Gründung des böhmischen Museums (Museum krälovstviÜeskeko)
im Jahre 1818, bei welcher nach dem Beispiel des Grafen Kaspar von Sternberg,
eines aufgeklärten Mannes, der dann viele Jahre hindurch (1822 bis 1838) als Präsident
an der Spitze dieses Instituts stand, die Blüte des böhmischen Adels durch reichliche
Unterstützung eine ungewöhnliche Theilnahme an den Tag legte, und noch mehr in dem im
Jahre 1830 beim Museum gegründeten Verein zur wissenschaftlichen Pflege der böhmischen
Sprache uud Literatur (»Lbor pro vöäeeke v?«1öläiu leei a literatur^ eoske") oder
sogenannten Uatieo eeskä, die für einen bestimmten Geldbeitrag ihren Mitgliedern
Bildungsschriften als Antheile verschaffte, wodurch auch die oft unüberwindlichen Verlags-
schwierigkeiten zum Theile behoben wurden.
Im Zusammenhang mit diesen Verhältnissen steht Jungmanns bedeutendstes Werk,
das böhmisch-deutsche Wörterbuch (»Llovnik eeskouömeckx"), ein großartiges und
bis jetzt unübertroffenes Denkmal mehr als dreißigjähriger Arbeit; es enthält nicht nnr
den Wortvorrath aus neueren und älteren Schriften und Sammlungen, foudern auch aus
der Volkssprache, so weit dies damals erreichbar war, und wurde in fünf großen Bünden
von der Natiee eeska, im Jahre 1835 bis 1839 herausgegeben. Ein anderes hierher
gehöriges großes Werk ist seine Geschichte der böhmischen Literatur „Historie literatur^
ceslce-, iu welcher die böhmischen literarischen Prodncte in möglichster Vollständigkeit
zusammengetragen und sowohl der Zeit als auch dem Inhalte nach grnppirt sind.
Jnngmamis unermüdliche Thätigkeit brachte im wahren Sinne des Wortes gesegnete
Früchte. Sowie in Dobrovsky ein genialer Meister erstand, der vortreffliche Pläne für die
Zukunft entwarf, so erschien in Jungmann ein musterhafter Architekt, der mit kundiger Hand
die Grnndmaueru zu legen wußte; die weitere architektonische Ausführung war schou leicht
und ging rasch vor sich.
Einen ziemlich klangvollen Namen hatte neben Jungmann längere Zeit hindurch
Wenzel Hanka (1791 bis 1861), Bibliothekar des böhmischen Mnsenms, der Auffinder
der Köuigiuhofer Handschrift. Neben einer kleinen Sammlung lyrischer Gedichte gab er viele
altböhmische Denkmäler heraus und beschäftigte sich auch mit grammatikalischen Arbeiten,
aber er brachte es nie über die Mittelmäßigkeit hinaus. Dafür hat er sich durch seine
praktische Wirksamkeit bedeutende Verdienste um die literarische Wechselseitigkeit zwischen
den Böhmen uud den verwandten slavischen Stämmen erworben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch