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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 131 -
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131 nüchterne Beurtheiler aller Dinge, wird hier die Universität begründet, mit der eine neue Epoche in der Geschichte der Wissenschaften anhebt, dämmern hier zuerst diesseits der Alpen einige Strahlen des neuerwacheuden Humanismus. Die Rücksicht auf das Nützliche, Praktische überwiegt, die Gelehrsamkeit erstickt die Poesie. Heinrichvon Mügeln ist der hervorragendste Dichter dieser Zeit. Er kam noch zu Lebzeiten König Johanns nach Prag und lebte hier bis 1358 in hohem Ansehen, unterstützt von Karl IV. Dann zog ihn Rudolf der Stifter nach Wien. Er „singt" in seinen kunst- vollen Meisterliedern von der Herrschaft des Himmels und der Erde, von Träumen und edlem Gestein, von der Kraft der Kometen und Anderem. Auch Geschichten und Fabeln hat er zu lehrhaftem Zweck gereimt. Sein Hauptwerk aber ist „Der Maide Kranz", den er Karl IV. gewidmet hat. Zwölf Wissenschaften sind da als Jungfrauen dargestellt, die um deu Vorrang streiten, der Kaiser soll entscheiden. Er möchte der Theologie den Vorrang geben, schickt aber alle zur „Herrscherin Natur" in Begleitung des Ritters „Anstand" und seiner Schwester „Zucht". Natur hat in ihrem Palast die Tugenden um sich versammelt, sie krönen die Theologie. Diese muß aber jetzt einen Streit zwischen der Natur und den Tugenden entscheiden und stellt fest, daß sie nicht von der Natnr, sondern von Gott stammen. — In der That: im Gewände der dichterischen Allegorie eine physikalisch- philosophisch-theologische Abhandlung! Der Zeit gefiel das. Gelehrsamkeit stand ungemein hoch. Die Sprache der Gelehrten war freilich das Latein. Der Kaiser selbst tritt in die Reihe der lateinischen Schriftsteller. Aber deutsch ist die Sprache des Verkehrs und diese erobert sich rasch ganze Gebiete, wo noch im früheren Jahrhundert das Latein ausschließlich gegolten. Deutsche Urkunden werden immer häufiger, deutsch abgefaßt sind einige Rechtsdeukmäler. Ihre Sprache selbst ist sehr merkwürdig. Sie zeigt hier iu Böhmen unter den Luxemburgern zuerst jene bezeichnenden Eigenheiten, die unsere heutige Schriftsprache aufweist: hier in Böhmen ist die Geburtsstätte unseres Neuhochdeutsch. Dem immer mächtiger werdenden Drange der Laien nach höherer Bildung dieuteu auch eiue Reihe vou Übersetzungen. Schon Heinrich von Mügeln war als Übersetzer thätig, doch erst in einer Zeit, als er nicht mehr in Böhmen weilte. Aber noch zn Lebzeiten König Johanns übersetzte ein Prager Geistlicher eine cechische Reimchronik von Böhmen, die unter dem Namen des Dal imi l geht. Er mildert dabei einigermaßen die Ausfälle gegen die Deutschen, lobt den Köuig Ottokar und setzt der Chronik einen annalistischen Abriß nach lateinischer Quelle voraus: Alles in sehr schlechten Reimen und noch schlechteren Versen. Kein Wunder, daß dieses Reimwerk den Lesern nicht behagte, merkwürdig aber, daß man diese cechische Chronik, die unterdessen mannigfache Veränderungen nnd Zusätze erfahren hatte, uach dieser neue» Gestaltung nochmals ins Deutsche übersetzte, und zwar jetzt in Prosa.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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