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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 158 -
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158 bis zu der Zeit, in der er — dein Zuge des Herzeus folgend — die Volksschule» in Ober- österreich überwachte, blieb er dem lauten Gewühl und heftigen Kämpfen fern. Desto größer war der innere Reichthum seines Lebens. Ihm haben die heimischen Forste ihr Geheimstes anvertraut, und was er davon mittheilte, wurde zu einer feierlichen Offenbarung des beglückten Daseins in nnd mit der Natur. Wie Jean Paul hat er in seinem Leben nur selten einen Vers geschrieben. Dennoch war er ein Dichter von der innersten Empfindung bis iu den zartesten Hauch des Wortes hinein. Als in den Vierziger- und Fünfziger-Jahren die ersten seiner Meisterskizzen und Novellen in Zeitschriften erschiene«, geuoß man mit Andacht und Staunen den Einblick in eine neue Welt, die scheinbar aus der Alltäglichkeit emporstieg. Die Überraschung war jener ähnlich, die Stifter in seinem „Abdias" so herrlich darstellt: den Empfindungen der von Blindheit Geheilten, in deren Auge das Licht einströmt. Weuige Poeten haben so gesehen, so sehen gelehrt, wie der Sohn des böhmischen Hochwaldes. Die Naturpoesie der zeitgenössischen Nomautiker hatte umflorte Angen und wob einen märchenhaften Schleier nm die alltäglichen Wnnder. Stifter betrachtete mit Hellem, klarem Blick das alltägliche wundervolle Werden und Bergehen. Er war weit entfernt davon, eine zweite Welt willkürlich-phantastisch ans der vorhandenen hervor- znlocken, er versenkte sich mit hehrer Einfalt in die bestehende, in das aufgeschlagene Buch der Natnr, und über Allem, was er darin gelesen, liegt der Geist der Sammlnng, der erhebenden „Audacht zum Kleineu". In dieser liebevollen Gegenständlichkeit, die das zarteste Blühen nnd das leiseste Rauschen wahrnimmt und die Alles, was in der Stille wird und wächst, vertraulich beim rechten Namen ueuut, wurde der naturfromme Idealist zum Meister aller Landschafter unter den modernen Realisten der Novelle. Die Gestalten, die er in seine mit der Natnr wetteifernden Landschaften versetzt, sind freilich mehr in ihren zarten Empfindungen, als, wie es heute üblich geworden, iu deu Schärfe» der Physiognomie nnd i» de» sinnlichen Jmpnlfen charakterifirt; sie haben alle, ob sie der Gegenwart oder der Vorzeit angehören, einen Zug von seinem eigenen feierlich aufhorchenden Wesen, von seiner milden Beschaulichkeit, aber es beglückt, mit ihnen zu verkehren und aus der Nüchternheit der treibeudeu Interessen in ihre Welt der stillen Erbauuug zu flüchten. In den ragenden Plöckenstein hat der dankbare Böhmerwald den Namen seines Dichters ein- gegraben nnd über den böhmischen Grenzwall leuchtet er weit iu die deutschen Lande hinaus. Feinfühlig uud scharfsichtig für die Reize der heimischen Natur ist auch Josef Rank, der zweite Dichter des Böhmerwaldes, der aus der Berührung mit dem vater- ländischen Boden seine besten Kräfte schöpfte. Aber ihm war die Landschaft doch mehr Hintergrund für die Gestalten nnd sein Hauptaugenmerk war auf Sitte uud Sprache, auf Denk- nnd Gefühlsweise des Landvolkes gerichtet. Mit Anerbach hat er den Siuu für
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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