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welches die Wunder der Fux'scheu Krönungsoper gesehen hatte; das letztere ging bei der
Belagerung Prags durch die Preußen 1753 in Flammen auf uud au das Spork'sche
Opernhaus erinnert auch kein Stein mehr in dem gegenwärtigen Prag.
Das Kotzentheater in Prag. Anch auf das deutsche Schauspiel suchte Graf
Spork reinigend zu wirken. Wandertruppen mannigfachen Kalibers hatten seit den ersten
Zügen der englischen Comödianteu im XVII. Jahrhundert Prag heimgesucht. Die
künstlerischen Genüsse der nahen sächsischen Hauptstadt Dresden wurden zumeist auch den
Pragern zntheil und die wüste Herrschaft der extemporirteu Comödie dauerte fort, auch
als der Altstädter Magistrat vou Prag in dem sogenannten „Kotzengebände" (böhmisch
kotee) neben dem Kloster der beschuhten Karmeliter zu Sauet Gallus de« Musen ein
festes Heim errichtet hatte. Dieses im Jahre 1738 erbaute „Kotzentheater", der unmittelbare
Vorläufer des Prager Stamm- und Haupttheaters auf dem Obstmarkt, bot der italienischen
Oper und der deutschen Comödie gleichmäßig Unterkunft; dort spielten die Opernprincipale
Santo Lapis, Angelo Mingotti , Giovanni Battista Loeatelli, Giuseppe Bustelli
ebenso wie der berühmte Pantalon Lein Haas, der Hanswurst Felix Kurz und sein
berühmter Schüler Josef von Knrtz, der „große Wienerische Bernardon", dessen Blütezeit
als Dichter und Schauspieler in seine Prager Direktion füllt. In diesem Kotzentheater
erlebten die dramatisch-musikalischen Werke von Hasse und Gluck ebenso wie die tollen
„Bernardoniaden" des Hanswurst-Cavaliers Kurtz glänzende Ausführungen. Glucks
„Ezio" und „Hypermnestra" gingen 1750, erstere den „Damen-Proteetrieen der Prager
Oper", letztere dem Adel Böhmens gewidmet, mit größtem Prunk in Scene.
Die tolle Wirthschaft Beruardons erreichte 1764 unter der persönlichen Intervention
der Kaiserin Mar ia Theresia ihr Ende, welche den maßgebenden Persönlichkeiten
Prags andeuten ließ, man möge sich „dieses Menschen" entledigen. Der Italiener
Bustelli, der ihn im Prager Theaterpacht ablöste, brachte die „wälsche Opera" in der
böhmischen Landeshauptstadt abermals zu einer Blüte, von der man in Europa rühmend
sprach. Unter ihm sangen Domenico Guardasoni und Pasqnale Bondini, deren
Namen einst mit dem unsterblichen Namen Mozart in innige Verbindung gebracht werden
sollten. Die Prager und die Dresdener Oper waren in den Sechziger-Jahren des
XVIII. Jahrhunderts vereinigt worden und köstliche Früchte zeitigte diese Verbindung
unter der fördernden Theilnahme mächtiger Kunstgönner.
Auch eine glanzvolle Ära für das bisher so stiefmütterlich behandelte „deutsche
Spectakel" brach in jenen Tagen an, als der einstige Bernardon-Schüler Johann Joseph
(Graf) von Brunian, ein seinen Eltern entlaufener und unter das Banner der
extemporirten Comödie geflohener Cavalier, als Schauspiel-Principal im Kotzentheater
wirkte. Unter ihm vollzog sich die „Reinigung der deutschen Bühne" von dem Unrath der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch