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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 172 -
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172 Das Theater, welches der Schauplatz der unvergeßlichen Mozarttage war, hörte im Jahre 1799 auf, eine Privat-Unternehmnng zu sein. Am 28. März dieses Jahres ubergab der Eigenthümer Graf Friedrich von Nostitz-R hieneck das von seinem Vater ererbte Haus den Ständen Böhmens in deren volles Eigenthum gegen die bescheidene Kaufsumme von 60.000 Gnlden, welche aber nicht vom Lande, sondern von sechs Mit- gliedern des böhmischen Hochadels erlegt wurde. Es war ein in seiner Art einziges Abkommen, welches da getroffen wurde. Jeder der Mäcenaten erwarb durch seine Theilnahme am Ankaufe des Theaters für die Stände den Besitz einer sogenannten Erbloge, der Verkäufer Graf Nostitz selbst verzichtete auf 10.000 Guldeu des ursprünglich stipulirten Kaufschillings unter Vorbehalt eiuer Familien-Erbloge. So besaß und besitzt das alte Prager ständische, das heutige deutsche Landestheater, außer seinem eigentlichen Eigenthümer, dem Lande Böhmen, noch sieben „Eigenthümer", deren Rechte mit einer ihnen erblich gehörigen Loge verknüpft sind und auch bei gewissen Gelegenheiten, zum Beispiel den Directionsverleihnngen, dnrch ein besonderes Votum geltend gemacht werden können. Der Logeneigenthümer kann mit seiner Loge schalten und walten, wie es ihm beliebt, sie vererben, verkaufen und (jedoch nur auf ein halbes Jahr) verpachten — ein Verhältniß, wie es kaum anderswo bestehen dürfte. Das von den Ständen Böhmens erkaufte Haus führte von nun an den Titel „ständisches Nationaltheater in Prag". Eine von den Ständen eingesetzte Behörde — Jahrzehnte hindurch die sogenannte „ständische Theater- anfsichts-Commission", später eine von den Ständen, respective dem Landesausschuß ein- gesetzte Intendanz — waltete als administrative, aber auch artistische Oberbehörde und controlirte das Gebahren der im Pachtverhältniß zum Lande stehenden Direktion. Dadurch war das Prager Haupttheater in den Rang der Hoftheater gerückt, dem leeren Eigennutz, dem unkünstlerischen Treiben einzelner Unternehmer vorgebaut, und mochte sich auch die Oberaufsicht mitunter in kleinlichen Hemmnissen, in empfindlicher Bevor- mundung äußern, sie hat doch wesentlich dazu beigetragen, dem Prager Theater seinen hohen Rang in der Bühnenwelt, den ersten nach den Wiener Hofbühnen in Österreich zu bewahren. Der erste „ständische Unternehmer und Director" war der Italiener Domenico Gnardasoni. War das deutsche Schauspiel durch die Vorliebe des Italieners für „seine Oper" einige Jahre in den Hintergrund gedrängt, so erhob es sich dafür unter seinem Schauspiel- regisseur und Nachfolger Karl Liebich zu einer außerordentlichen Höhe. Die Directionszeit Liebichs (1806 bis Ende 1816) wird als das goldene Zeitalter der Prager Bühne gepriesen. Noch in der letzten Zeit des Gnardasoni'schen Regimes war das gesammte Theaterwesen Prags in den Händen des „ständischen Direktors" concentrirt worden. Die Nebentheater waren verschwunden oder mit dem Haupttheater vereinigt worden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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