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dem seine erste Gemalin Gertrud das durch sie im Jahre 1144 erbaute Jnngfranenstist
Doksau desselben Ordens beiordnete. Der nene Orden erfreute sich bald einer solchen
Beliebtheit, daß ihm zwei Beuediktinerklöster eingeräumt wurden, im Jahre 1145 jenes
zn Leitomischl und im Jahre 1148 das Stift Seelau, desseu Ordeuscanoniker Heinrich
das Nonnenkloster Lüüovitz gründete. Das edle Beispiel der Herrscherfamilie fand bei
den Magnaten des Landes freudige Nachahmung. Georg von Mühlhausen stiftete im
Jahre 1184 das nach seinem Stammsitz benauute Kloster Mühlhausen, der selige Hroznata
im Jahre 1193 das Stift Tepl und das von demselben abhängige Jungfrauenkloster
Chotesov, dem als Patroueffe dessen Schwester Vojslava vorstand, wogegen der in den
Orden eingetretene Stister das Amt eines Prokurators im erstgenannten Kloster bekleidete.
Die großartige Munificeuz Vladislavs und der Großen des Landes bereitete neben den
Benediktinern und Prämonstrateusern zu gleicher Zeit auch dem Cistereienserorden
herrliche Sitze in unserem schönen Vaterlande. Der Edle Miroslav stiftete im Jahre 1143
das berühmte Kloster zu Sedlec, der eben erwähnte Herrscher im Jahre 1146 jenes zn
P laß , von wo das Kloster HradiZte begründet wurde; im Jahre 1153 entstand das
Kloster Nepomuk, im Jahre 1157 jenes zu Svatö Pole, zu Ende des Jahrhunderts
endlich berief Milgost die Cistercieusermönche nach Mastov, von wo dieselben jedoch bald
nach Offeg übersiedelten.
Die in der glorreichen Zeit der religiösen Begeisterung erbauten Monumente der
romanischen Architektur sind theils von den nachfolgenden Stürmen hinweggefegt, theils
dnrch die moderne Restaurationsmanie entstellt wordeu, so daß nur ein Bruchtheil derselben
über das System der im großen Basilikenstile erbauten Kirchen Aufschluß gibt. Die
Klosterkirchen des XII. Jahrhunderts sind durchwegs durch mächtige Pfeiler in drei Schiffe
gegliederte Basi l ieabauten von bedeutenden Dimensionen, an denen größtentheils die
Kreuzform betont wird. Das Querschiff befindet sich entweder an der Ostseite, wie in
Mühlhansen und Plaß, hier schon im Grundriß, dort nur im Ausriß wahrnehmbar, oder
mehr gegen Westen unmittelbar vor dem Chor, wie in Dvksan, wo die Kreuzarme, sowie
auch die über das Querhaus verlängerten Seitenschiffe durch halbrunde Apsiden abgeschlossen
siud,uud in der großartig angelegten Kladraner Stiftskirche, deren räumliche Schönheit und
edles Ebenmaß nicht einmal die verzopfte Gothisirung zu vernichte» im Stande war. Das
Hochschiff war größtentheils flach gedeckt, die Doksaner nnd Kladraner Kirche ausgenommen,
wie es bisher die mit ihren Diensten besetzten Pfeiler anzeigen, von denen in der Doksaner
Krypta blos zwei Paare, in der Kladraner Stiftskirche dagegen mit Ausschluß jener im
Chore alle erhalten sind. Die Seitenschiffe waren insgesammt mit einfachen Kreuzgewölben
überspannt. Die Thürme stehen entweder an der Westfront, wie in Mühlhausen und Dvksan,
oder flankiren die beiden Seitenschiffe, indem sie nach außen die Kreuzgestalt andeuten,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch