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deren Angehörige wohl überwiegend, wenn nicht ausschließlich slavischer Herkunft waren,
die von denselben ausgebildete Richtung besonders stark bemerkbar werden. Die Thätigkeit
des Meisters Jaklik und seines Sohnes Wenzel in Wodnian, des 1474 an dem Sobeslauer
Thurme arbeitenden Benedict von Schweidnitz, des 1489 in Kattenberg lebendeil
Meisters Blazek und seines Vorgängers Hanns, des für den Bau des Prager Pulver-
thurms gewonnenen Meisters Wenzel und seines Nachfolgers Matthias Raysek von
Prostejov, der anch in Kuttenberg, Gang, Königgrätz und in anderen Städten beschäftigt
war, verbürgt wie die Berufung des Meisters Nikolaus für die 1489 begonnene Erbauung
des Piseker Thurms das Einsetzen dieser Richtung in den verschiedensten Theilen des
Landes. Ihr bedeutendster Vertreter war Matthias Raysek, der in dem Ausbau der
Kutteuberger Barbarakirche und bei dem Altstädter Pulverthurm mit den großen Parler-
schen Leistungen des Prager Doms und des Altstädter Brückenthurms wirklich erfolg-
reich in den Wettbewerb eintrat.
Ob aber diese Meister bereits beim Beginn der Regierung Wladislaws II. wirklich
allen künstlerischen Anforderungen genügen konnten, wird durch die Thatsache zweifelhaft,
daß der König sich 1476 an den Rath von Eger wandte, damit derselbe ihm den Stadt-
baumeister Erhart zur Ausführung seiner Bauten überlasse. Erfolgte diese Bitte gewiß
nur deshalb, weil man den deutschen Meister nach seinen bisherigen Leistungen einer
solchen Aufgabe vollkommen gewachsen wnßte und die durch ihn vertretene Richtung
schätzte, so bewies die Bestellung des deutschen Meisters Benedict Rieth für die Leitung
der königlichen Bauten, des Doms und städtischer Kirchen deutlich, daß man der in
Deutschland blühenden Bauweise durchaus nicht ablehnend gegenüber stand. Die 1444
an die Gräfin von Schaumburg gerichtete Bitte Ulrichs von Rosenberg, ihm den Meister
Andersen zu überlassen, weil er in Krumau keine solchen Meister hätte, das strafende
Vorgehen der Prager Malerzunft gegen die Ausschreitungen der in Prag arbeitenden
Maler Lorenz von Meißen, Gabriel von Zittau, Hans von Lauf und Ulrich von Wien,
die Beschäftigung Konrad Pflugers iu Böhmifch-Aicha und die Bestellung des Meisters
Knnz für den Kirchenbau in Graupen verbürgen die fortgesetzte Beschäftigung deutscher
Arbeiter iu Böhmen. Denselben fiel dabei meist nicht eine untergeordnete, sondern die
maßgebende Stellung zu, ja, als man in Brüx nach dem furchtbaren Brande an den
Neubau der Stadtkirche ging, lieferte den Plan dazn der damals mit der Leitung des
Annaberger Kirchenbaues betraute Meister Jakob von Schweinfurt uud stand der Ban-
führung selbst der Meister Jörg von Maulbronn vor. 1507 arbeitete der Görlitzer Meister
Albrecht Stieglitzer in Königgrätz, 1520 der Görlitzer Bau- und Zimmermeister in
Böhmisch-Leipa. Da eiue solche Einflußnahme deutscher Kunst sich nicht auf die Architektur
allein beschränkte, sondern anch ans allen anderen Gebieten vorhielt, indem znm Beispiel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch