Seite - 271 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 271 -
Text der Seite - 271 -
271
Wölbung zu deu Seheuswürdigkeiteu der Prager Kathedrale. Noch impouireuder spricht
sich Meister Beuedicts Art indem berühmten Wladis law's che nSaa leder Prager Burg
ans, dessen aus dem Halbkreise construirte Wölbung ein vielverschlungenes Netz auf
Wandpfeilern ansetzt, mit welchen fein ausgeführte gothische Strebepfeiler an der Nordseite
correspondiren. Die Übereinstimmung der Wölbungsart mit den unter Wladislaw II. in
Pürglitz ausgeführten Bauten, dem Saalban und dem Chorraum der Burgkapelle, ver-
bürgt den Autheil desselben Banmeisters an diesen Werken, sowie an dem Mittelschiffe der
Barbarakirche in Kuttenberg, für dessen Mariahimmelfahrtskirche Benedict Rieth gleichfalls
herangezogen wurde. Dieselbe Langhauseintheilung mit vorgelegtem Westthurm, die mit
den drei Pfeilerpaaren an den Langhauswänden eorrespoudireudeu Wölbuugsstützeu fiudeu
sich in der dreischiffigen Langhaushalle der Aussiger Stadtkirche, die uach dem Vor-
handensein des für die sogenannten Wladislaw'schen Bauteil charakteristischen Namenszuges
des Herrschers auch während der Regierungsperiode Wladislaws II. ausgeführt fem
muß. Die Bildung der achteckigen Pfeiler, deren Seiten eingezogen sind, ihre Basis-
gestaltung und Höhe, der Rippenansatz deckt sich nahezu mit den gleichen Details der
Nikolauskirche in Lann, welche Meister Benedict Rieth von 1520 bis 1528 vollendete.
Die Anlage derselben ist vollständig dem Typus des gleichzeitigen erzgebirgischen Kirchen-
baues nachgebildet, besonders der Meister Benedict so gut bekannten Kirche zu Auuaberg
in Sachsen; hier wie dort bildet der Bau ein Rechteck, fast doppelt so lang als breit, sind
im Osten drei polygonale Chorschlüsse angeordnet, ist das Mittelschiff nicht viel breiter
als jedes der Seitenschiffe uud die Pfeilerbilduug nebst dem überaus reichen Netzgewölbe
übereinstimmend.
In der Nähe von Laun setzte der erzgebirgische Einfluß bei einem anderen Kirchen-
bau eiu, bei der Brüxer Stadtkirche, zn welcher der in Auuaberg beschäftigte,besonders
durch den Hüttenstreit bekannte Meister Jakob von Schweinfurt den Plan lieferte, dessen
Ausführung dem Meister Jörg von Maulbronn übertragen wurde. Hier fiudeu wir
reiche bildnerische Ausschmückung der Emporen, die Anordnung der Kapellen zwischen
den vollstäudig ins Kircheninnere gezogenen Strebepfeilern, die Durchdringung der
Cnrveurippeu, welche die Decke des Hallenbaues zu eiuem Gauzeu zusammenfaßt, ebenso
wie in Annaberg, dessen Kirche Jakob von Schweinsnrt wölbte. Der im erzgebirgischen
Kirchenban so nachdrücklich hervortretende Zug des Saalartigeu der Predigtkirche erreicht
hier eiue große Wirkung, die nicht unwesentlich durch deu halleuartigeu Chorumgaug
und den Kapellenkranz gewinnt. Der Grundriß der Brüxer Kirche, deren Erbauung von
1517 bis 1532 erfolgte, stellt sich geradezu als eine Nachbildung des Grundrisses der
Liebsraneukirche in Ingolstadt dar, wo Jakob von Schweinfurt wohl als Geselle gearbeitet
habe» mochte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch