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viele Andere werden hier seßhaft und errichten eine große Anzahl von Häusern für die
Bürgerschaft Pilsens, nnd indem sie selbst bald zu derselben zählen, für eigenen Bedarf
oder förmlich auf Spekulation. Die Baulust concentrirte sich auf und nm den geräumigen
Ringplatz, auf welchem sich aus der Mitte gleichartiger Gebäude das gewaltige Rathhaus
erhob. Dasselbe ist in den Jahren 1554 bis 1556 unter Leitung der Stadtväter von
Meister Johann de Statia erbaut worden.
Auch zahlreiche Schloßbauten der Reuaissancezeit hat das westliche Böhmen auf-
zuweisen, von welchen wohl das westlich von Pilsen gelegene Bischofteinitz und das
nördlich liegende Schloß Kacerov die wichtigsten sind. Das Schloß zu Bischofteinitz, nach
dem Jahre 1547 erbaut, schließt sich gänzlich an die Bauweise des gegenwärtigen
Schwarzenberg'schen Palais in Prag an; es ist auch von demselben Bauherrn errichtet
worden, Johann von Lobkowitz, welcher durch seine Baulust zur Ausgestaltung der Renais-
sance in Böhmen viel beitrug. Auch als Oberstburggraf des Königreiches Böhmen ließ
Johann von Lobkowitz seine Baulust walten, indem er im Jahre 1555 das sogenannte
alte Burggrafenamt in Prag durch Meister Ventura umbauen ließ.
Die Richtung der Lobkowitz'schen Bauten ist durch einen anderen gewaltigen Bau-
herrn, durch Florian von Griespeck (gestorben 1588), den Erbauer der Schlösser vou
Kacerov und Mühlhausen (Nelahozeves), weiter entwickelt worden. Bei dem Bau vou
Kacerov hatte sich Griespeck der italienischen Meister, welche in Pilsen ansässig waren,
bedient; auch ist der Bau nahezu mit jenem des Pilsener Rathhauses gleichzeitig. Um
1550 wurde schon daran gebaut und ein prächtiger wälscher Kamin im Innern des
Schlosses trägt die Jahreszahl 1552. Der Bau des am Abhang über der Moldau sich
erhebenden Schlosses Mühlhausen wurde wohl bald uach dem Jahre 1558, in welchem
Florian Griespeck Eigenthümer der Herrschaft geworden, in Angriff genommen und nach
dem Tode Florians von seinem Sohne Blasius fortgesetzt. Noch im Jahre 1614
wurde an der künstlerischen Ausstattung einiger Bautheile unter Blasius und seiner
Gemalin Sofia von Bubna gearbeitet. Gleich Kacerov lagert sich der Bau um eiueu
quadratischen Hof herum, welcher mit seinen Portalen und Arkaden überaus malerisch
wirkt. Sonst war das Äußere mit Sgrasfiten, die Jnnenränme mit Steinmetz- und
Stuccaturarbeiten, Fresken, Vertäfeluugeu äußerst glänzend ausgestattet; in mehreren
der Räume, welche lange Jahre ganz öde dastanden, haben sich noch Spuren einstiger
Pracht erhalten.
Von anderen Bauten Mittelböhmens schließen sich das von Mühlhausen westwärts
gelegene Martinitz'sche Schloß Smecna und ein Schloßflügel in der nördlicher liegenden
alterthümlichen Stadt Melnik der üblichen Richtung der böhmischen Renaissance an.
Im Norden Böhmens trifft man bedeutendere Bauwerke der Renaissancezeit selten,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch