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zu können. Noch vor der Vollendung dieser Kirche wurde das Couvictgebäude mit der
Bartholomänskirche uud das Conventgebände der Benediktiner bei St . Niklas in der
Altstadt in Angriff genommen und in raschem Tempo folgen in den Dreißiger-Jahren
St. Nepomnk an der Skalka in Prag und die Magdalenenkirche in Karlsbad, die
Borromäuskirche mit dem Eineritenhause in Prag, die Necoustruetion der Ägydikirche
dortselbst, die gegenwartig russische Kirche bei St. Niklas iu der Altstadt Prag und
nebstdem Kircheu in Nieov, Prestitz, Roeov und vielen anderen Orten. Der Ban der
St. Niklaskirche auf der Kleinseite nahm sein ganzes thätiges Leben in Anspruch uud
wurde kurz vor feiuem Tode im Jahre 1752 uuter Leitung seines Poliers Mandelik
vollendet. Durch die herrliche Kuppel zu St. Niklas, welche an Größe und Reichthum
ihren bedeutendsten Vorgänger, jene der Kreuzherrenkirche übertrifft, hat sich Dienzenhofer
ein bleibendes, der Kleinseite als Wahrzeichen dienendes Denkmal gesetzt. In der auf
seinen Vater zurückgehenden Anlage der Niklaskirche wird das Grundschema der Jesniten-
banten beibehalten, aber welcher Abstand liegt da zwischen dem kahlen Äußeren der ersten
Jesnitenkirche bei St. Salvator und der opulenten Seitenflucht von St. Niklas; nnr die
Doppelreihe der übereinander gestellten, der inneren Eintheilnng entsprechenden Fenster
bildet das Gleichartige beider Bauten. Sobald es Dienzenhofer beschieden war, einen Ban
selbst zu entwerfen, vermied er gänzlich das Langhaus uud wählte mit Vorliebe die
Centralanlage. Seine bedeutendste Leistung ist in dieser Richtung die Niklaskirche iu
der Altstadt, welche gleichfalls eiue Kuppel erhielt. Hier, sowie auch auf jedem
anderen gegebenen Raume weiß er sich einzurichten und das Terrain zu interessanten
Lösungen oder zur wirksamen Anordnung des Äußeren auszunützen. Treppen, Geländer,
Parapette bieten ihm in solchen Fällen, wie bei Maria Loretto am Hradschin, bei
St. Nepomnk an der Skalka willkommene Mittel, nnd das malerische Gesammtbild läßt
uns manchmal das Krasse nnd Unorganische, das auch bei seinen Bauten nicht selten
vorkommt, vergessen.
Die Kunst Dienzeuhosers steht vorzugsweise im Dienst der Kirche, doch war sein
Einfluß aus die Entwicklung des Palastbaues und des bürgerlichen Hauses gewiß eiu
bedeutender. Schon die verschiedenen Conventsgebäude waren in dieser Richtung maß-
gebend; außerdem werden ihm Entwürfe zn Palästen, als zum Palais Piceolomiui, uuu
Nostitz am Graben, und des Palastes Golz, gegenwärtig Kiusky, zugeschrieben. Beide
Bauten wurden von Anselmo Loragho vollendet, welchem wohl die Ausbildung der
Fanden zuzuschreiben ist. Iu denselben, insbesondere in jener des Palais Kinsky, komme»
schon die Formen der Rocoeoperiode zur Sprache und dieselben treffen wir anch in der
angeblich von Loragho errichteten, hinter dem Thore Seamozzi's befindlichen Einfahrts-
halle und Treppe der königlichen Burg am Hradschin.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch