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ihrer Anlage sind auch die beiläufig zu Anfang des XIV. Jahrhunderts erbanten Burgen
Geiersberg (bei Graupen) und Hirschenstein (Alt-Herstein bei Ronsberg), welche Eigen-
thum des Prager Bisthums wurden. Auch bei ihnen sind Thurm und Ringmauern die
wesentlichen Bestandtheile. Dies kann man auch bei der hochgelegenen Burg Ralsko (am
Rollberg bei Meines), dem nur aus zwei Thürmen uud Ringmauer bestehenden Hammer-
stein bei Neichenberg und der einfach angelegten Burg Michalovitz bei Jnngbunzlan
beobachten. Trotz dieser nüchternen Anlage wurde jedoch das Terrain zur Erzielung der
möglichst größten Sicherheit vollständig ausgenützt. Schmale Bergzungen wurden
einigemal mit Gräben durchschnitten und wo es sonst thunlich war, der Zugang in das
Innere verlängert. Man gab steilen Höhen den Vorzug, weil dann die eigentliche Befestigung
rasch und billig erzielt werden konnte. Die hochgelegene Burg Alt-Seeberg (oberhalb
Eisenberg) war von drei Seiten unzugänglich und wurde nur von einer Seite nach fast
einstündigem Wege erreicht. Dieses war aber schon zu Anfang des XIV. Jahrhunderts
den keineswegs verweichlichten Besitzern doch ein gewaltiges Opfer für die angebliche
Sicherheit, es wurde daher ein Nen-Seeberg (nun Rothenhaus) tief unter dem Seeberge,
aber dennoch in geschützter Lage gegründet. Die Ruine Wolfstein bei Tschernoschin
mit ihrem eigenthümlichen, sicher aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Wartthurm
steht in ihren steinernen Resten so beiläufig, wie sie im XV. Jahrhundert verlassen wurde.
Auch bei ihr ist die ursprüngliche Anlage ziemlich einfach. Der Pirschenstein (bei Klösterle),
der Scharfenstein (bei Bensen), Pirkstein zu Rataj, der Talmberg (in der Nähe davon),
Bradlee und Knmbnrg (bei Jicin), Krenovitz (bei Ledetsch), Herrenstein (bei Nengedein)
nnd der Tollenstein bei Rumburg sind sämmtlich Burgen aus dem XIII. oder den ersten
Decennien des XIV. Jahrhunderts, mitunter in ihren Befestigungen weitläufig, aber
dennoch von einfacher Anlage. Sieht man aber die Reste der Wohngebäude zu Bösig.
Pisek, Klingenberg und Bürglitz, welche der Ottokar'schen Bauperiode entstammen, so
bemerkt man gleich, daß man an königlichen Pfalzen auch Kunst und Pracht entwickeln
wollte und entwickelte.
Zu den ersten Burgen gehören auch einige Doppelburgen, das sind solche, in denen
es zwei Mittelpunkte der Vertheidigung gab. Ein herumreisender Baumeister mag in der
zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts die drei Doppelburgen Rosenberg, Riesenbnrg und
Hasenbnrg erbaut haben. Bei allen dreien ist der Mittelpunkt der großen leeren und
allenfalls nur mit Holzbauten bedeckten Vorburg ein hoher massiver Rnndthnrm, während
ein viereckiger Berchsried den Kern der oberen oder Hinteren Burg bildet. Rosenberg hatte
sogar zwei'Burggrafen, von denen der eine auf dem „größeren", der andere aus dem
„kleineren Haus" bestellt war. Ähnlich ist die Anlage der überaus malerisch gelegenen,
aber gauz verfallenen Burg Nistejka bei Hochstadt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch