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und wenn man sich die ehemalige Beleuchtung aus den zahlreichen Flammen und den
glitzernden herabhängenden Edelsteinen hinzudenkt, erscheint diese Kapelle wirklich als das
in der Apokalypse und Legende geschilderte himmlische Jerusalem.
Der regen Bauthätigkeit dieser Periode entstammen auch einige andere interessante
Bnrgen. So zum Beispiel ist die bei Prag liegende Burg Okor, von einem Prager Bürger
gegründet, nach demselben Prinzip gehalten wie der Karlstein, obzwar die äußeren
Befestigungen aus späterer Zeit stammen. Die bisher bewohnte Bnrg Kost bei Sobotka
erscheint trotz den im XVI. und XVII. Jahrhundert getroffenen Zubauten als eine dem
Plane nach einfache, aber auf eiueu verhältnißmäßig kleinen Raum beschränkte Befestigung,
weshalb die enge Vorburg, durch welche der Zugang bogenförmig geleitet ist, die eigent-
liche Burg nach allen Seiten umgibt, während der hochgelegene Berchfried zugleich das
rechte Thor beherrscht. Burg Navarov bei Hochstadt war zwar durch steile Abhänge
geschützt, aber gut zugänglich und ziemlich wohnbar. Prachtvoller sind die Hofburgen
der Rosenberge, der 1349 gegründete Maidstein (bei Bndweis) nnd die 1355 bis 1357
entstandene Helfenbnrg (bei Baran). Obgleich auch hier später Zu- und Umbauten nicht
geleugnet werden können, erscheinen beide in ihren alten Bestandtheilen als großartige
und weitläufige Werke von bewunderungswürdiger Festigkeit. Dies gilt besonders von
dem schon seit mehr als 300 Jahren verlassenen Maidstein. Auch Friedstein bei Liebenau
ist geräumig und mehr durch Kunst und Lage befestigt. Dagegen sind Kokorin bei Melnik,
aus einem Thurm, einem Gebäude und ovalförmiger Ringmauer bestehend, und Helfenbnrg
bei Auscha, aus Thurm, Ringmauer und Holzbauten bestehend, einfach gehalten.
Eigenthümlich ist die Anlage der beiläufig zu Anfang des XIV. Jahrhunderts erbauten
Burg Velhartitz bei Schütteuhofen. Während bei langgestreckten Burgen sich der letzte
Vertheidigungspunkt an dem dem Eingang entgegengesetzten Ende befand, steht hier der
Hauptthurm, wenn auch isolirt ober dem Thore, das von ihm bestrichen wird. Die Ober-
fläche des Berges nämlich ermöglichte es, daß man die Vorburg vom Eingang bis zum
Ende des Burgberges am Abhang unterbrachte, die Zufahrt in die Hochburg von da an
am obersten Kamm zurückleitete und endlich zwischen dem schmalen Wohngebäude und
dem Hauptthurm eine hohe steinerne, auf vier gothischen Bogen ruhende Brücke erbaute,
welche beiderseits nur auf Zugbrücken zugänglich war und den einzigen Weg zum letzten
Zufluchtsort bildete.
Die in den folgenden Jahren sich mehr und mehr entwickelnde technische Fertigkeit
führte zu den kühnsten Bauten, wozu Nordböhmen mit seiner Sandstein- und Basalt-
formation genügenden Spielraum bot. Schon zu Ende des XIII. Jahrhunderts wurden
der Habichtstein (bei Hirschberg) und der Birkstein (besser als Bürgstein) bei Leipa
besiedelt. Ersterer war ein mit seiner scharfer Kante auf eiuem Hügel aufsitzender Felsblock,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch