Seite - 340 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 340 -
Text der Seite - 340 -
340
theils alte, theils neue Anlage, aber so, daß das Nene in das Alte hineingebaut wurde.
Von dem älteren Theil sind verhältnißmäßig wenige Reste, aber die von Wilhelm von
Pernstein zugebauten Wohngebäude reichen noch bis zu einer bedeutenderen Höhe, während
die vou ihm um die alte Burg neu errichteten Außenwerke ganz verfallen sind. Die
bedeutendste, jedoch dem Anfang des XVI. Jahrhunderts entstammende Festung ist die
Bnrg Xunsliekä twi-u bei Pardubitz. Gegründet wurde sie zwar auf einem der Ebene
entsteigenden weithin sichtbaren Berge zur Zeit der Husitenkriege, sie nahm aber nur den
Gipfel des Berges ein, das Prnnkgebände jedoch und die ausgebreiteten Außenwerke
sind eine Schöpfung Wilhelms, des reichsten Herrn Böhmens in der damaligen Zeit. So
finden wir hier hohe Lage und vorgeschobene Befestigung zum letzteumale vereinigt. Den
reichen Landherren standen die Könige dieser Periode, was Bauthätigkeit anbelangt,
nach. Seit Wenzel IV. wurden auf keiner königlichen Burg größere Partien ausgebaut
und man mag sich nur auf Erhaltung von Details beschränkt haben; erst Wladislaw
entwickelte eine gewisse Bauthätigkeit, indem er die Burg Bürglitz im Ganzen so ausbaute,
wie sie, einige Neubauten abgerechnet, noch heutzutage den Besucher mit einigen prunk-
vollen Gebäuden, besonders der kunstvollen Bnrgkapelle anzieht.
Was sich die reichsten Laudherren erlauben konnten, das vermochten die minder
reichen, wenn auch mit zeitlichen Gütern ziemlich gesegneten Herren nicht nachzumachen.
So manche Burg war wohl befestigt und konnte der altrömischen Belagernngsknnst
Stand halten, aber seit den Hnsitenkriegen war sie den mehr und mehr überhand
nehmenden Geschützen gegenüber halb wehrlos. In Ermangelung von Geldmitteln, die
zur Erbauung großer Außenwerke dienen sollten, behalf man sich mit vorgeschobenen
Thürmen nnd Befestigungswerken. Höchst interessant ist die bei dem Schlosse Winterberg
gelegene Basta, heutzutage Haselburg. Das alte, aber im XVII. Jahrhuudert überbaute
Schloß ist zwar hochgelegen und durch Felsabhänge geschützt, aber die Nordseite ist sanft
abfallend und der an dieser Seite aufgeworfene Graben schien keinen hinlänglichen Schutz
zu gewähren. Deshalb wurde ein massiver Rundthurm mit hufeisenförmiger Ringmauer
unmittelbar vor das Schloß vorgeschoben. Das auf dem Thor dieses Befestigungswerkes
angebrachte Wappen der Kaplire (Kapler) von Sulevitz beweist, daß dies um die Mitte
des XV. Jahrhunderts geschah. Außer Winterberg besitzen noch einige Burgen Außen-
thürme. Ältere Thürme finden sich bei Karlsberg, Lipnitz nnd Sternberg ; bei letzterem
steht er unterhalb des Schlosses, um den Zugang zu schützen, während ein anderer, hoch
oberhalb der Burg steheuder Thurm eine selbständige Befestigung besitzt. In diese Kategorie
von Befestigungen mögen auch die Umwallungen bei Tremschin (am Hengstberge) und vor
der Tschappkeule (bei Dauba) gehören. Die Burgen Okor, Zelenä Hora und Liebstein sind
niit vorgeschobenen Bastionen versehen, welche die Umgegend von Hügeln oder höheren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch