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und Marienlegende. Unter den Wandgemälden des XV. Jahrhunderts verdienen die im
Thorthnrm des Schlosses zu Blatna, deren mattgrüner Grund mit grünen ineinander-
geflochtenen Bändern und distelartigen Ranken auch in Klingenberg vorkommt, besondere
Beachtung. Die Darstellungen sind den architektonischen Verhältnissen des Raumes
angepaßt und zeigen an den Nischeuwänden der drei Fenster die Verkündigung und
Heimsuchung Maria, die Geburt Christi uud Anbetung der Könige, die Enthauptung der
heiligen Katharina und das Fegefeuer. Reicher Wappenschmuck ziert die Wände des
Gemaches, in welchem von den übrigen Bildern besonders der Kampf des heiligen Georg
fesselt. Fast gleichzeitig entstanden die Wandgemälde im Rittersaal der Burg zu Pisek,
die 1479 vollendet wurden. Mehr als die Kreuzigung und Anbetung der Könige interessirt
uns die verhältnißmäßig lebendige Darstellung des Turniers, in welchem das Andenken
an ein für die Stadt wichtiges Ereigniß festgehalten wurde. Gleiches Bestreben führte im
Schlosse zu Neuhaus zu der Ausführung des nur schwer kenntlichen Gemäldes der Schluß-
verhandlungen über die Landesverfassung Wladislaws II. — Heinrich IV. von Neuhaus,
der dieses Werk vollenden ließ, ist in der kleinen Marienkapelle des Neuhauser Schlosses
nebst seinen drei ersten Frauen sowie seiner Tochter Anna abgebildet. In Klingenberg
wurde der größere Theil der Wandmalereien unter Bohuslav von Schwamberg (1473
bis 1490) und Christoph von Schwamberg (gestorben 1534) vollendet. Überall gewähren
Wappenbeigaben Anhaltspunkte für die Bestimmung der Entstehungszeit. Einen
anderen Charakter als die genannten Malereien zeigen die Bilderreste in der ehemaligen
Schloßkapelle zu Petschau, die an die Richtung der Nürnberger Schule sich anlehnen. Der
Auffassung österreichischer Malereien des XV. Jahrhunderts nähert sich der Tod Mariä
in Rosenberg, jener der deutschen Kunst eine Kreuzigung an der Außenseite des Chors
der Prachatitzer Stadtkirche.
Hinter der so bedeutenden Entfaltung der Wandmalerei blieb die Tafelmalerei, welche
besonders die wachsende Marienverehrung förderte, nicht zurück. Einzelne Typen berühmt
gewordener Marienbilder des XIV. Jahrhunderts wnrden mit geringen Änderungen wieder-
holt. So begegnet uns das Motiv der Madonna von Teindles in dem Bilde zu Stein-
kirchen, das Goldenkroner auf einem Marienbilde des Prager Doms, das Königfaaler auf
Bildern in Leitomischl und im Besitz des Fürsten Adolf Josef Schwarzenberg, das Motiv
eines 1396 uoch in Rauduitz erhaltenen Originals in der Madonna von Breznitz uud
das zumeist verbreitete Hoheufurter Motiv auf den Marienbildern zu Neuhaus, Wittiugau,
aus dem Minoritenkloster und dem Jodokusfpitale zu Krumau. Mehrere dieser Bilder
haben einen mit Heiligen- und Engelsfiguren bemalten Rahmen, der auch bei einigen
Madonnendarstelluugeu der Prager Gemäldegallerie patriotischer Kunstfreunde, des
k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wieu, der Prager Stephanskirche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch