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tüchtigsten Steinmetze kennen, bedeutend genug, um in der Kunstgeschichte erwähnt zu
werden. Um so mehr lassen uns diese Arbeiten den Verlust des von ihm in seiner Vater-
stadt Lauu im Jahre 1574 errichteten Brunnens beklagen, welcher als ein Meisterwerk
gepriesen wurde.
Noch ein Verlust muß hier leider verzeichnet werden, um so trauriger, als er erst
in neuerer Zeit verschuldet worden ist: die Zertrümmerung des schönen steinernen Bruuuens,
welcher 1590 bis 1593 unter Primator Wenzel Krocin von Drahobejl errichtet, eine
Zierde des Altstädter Ringes bildete. Nur wenige Überreste des Werkes haben sich in
das böhmische Landesmuseum gerettet. Den Arbeiten Strasrybas verwandt, mußte der
Brunnen von einem ihm ebenbürtigen Meister herrühren, falls er nicht das Werk seines
Meißels gewesen.
Während es Sache des Steinmetzen war, die Märkte und Ringe mit großen,
steinernen Brunnen zu versehen, fiel dem Erzgießer die Aufgabe zu, Gärten mit Fontainen
zu schmücken. Die Thätigkeit eines Erzgießers des XVI. Jahrhunderts war mitunter recht
vielseitig; es handelt sich nicht immer um Werke der hohen Kunst, das Gebiet des Kunst-
gewerbes nebst jenem des Waffenwesens treten vielmehr in den Vordergrund. Einer der
vielseitigsten und begabtesten, welche in Böhmen gewirkt haben, war Thomas Jaros,
gebürtig aus Brünn. Im Jahre 1547 (?) von Ferdinand I. zum königlichen Büchsen-
meister bestellt, erscheint er vom Jahre 1548 ununterbrochen beschäftigt. Die größten und
schönsten Glocken rühren aus seiner Werkstätte her, dann liefert er verschiedenes Geschütz
und sein Werk ist auch der schöne „singende Brunnen", welcher den königlichen Schloß-
garten am Hradschiu ziert. In einem klatkssis dokemicn betitelten Manuskript der Prager
Universitätsbibliothek befindet sich unter verschiedenen Anleitungen über Guß von Kanonen
und Mörsern, Glocken und Kannen eine Zeichnung des besagten Bruuuens mit der
böhmischen Inschrift: „Dieser Brunnen ist am Schlosse zu Prag gefertigt worden im
Jahre 1554 bis zum neunten Jahre und er ist gefertigt worden von Meister Thomas dem
Büchsenmeister und von mir Wawriuec Krziezka von Bytyßka, da habe ich selbst alle
Figuren ausbereitet und Wolf der Büchsenmeister hat geformt und mit einander haben
wir ihn gegossen." Diese Nachricht hat sich als richtig erwiesen, nur was die Jahreszahl
betrifft, hat der Verfasser einen lapsus memoria« begangen, welcher zu verschiedenen
Deutungen Anlaß gab. Anstatt 1554 soll es einfach 1564 heißen. Im Jahre 1563 wurde
der Gedanke gefaßt, einen Brunnen auszuführen und der Maler Francesco Terzio bekam
den Auftrag, eine Skizze auszuführen, welche anscheinend nicht zur Durchführung gelangte.
In den Jahren 1564 bis 1569 wurde das Werk vollbracht, aber erst nach dem im Jahre
1570 erfolgten Tode des Meisters Thomas Jaros im Schloßgarten aufgestellt. Nebst dem
von Vavrinec Kricka, welcher in den Rechnungen als Lorenz Kandler, „Mitbürger in der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch