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baut sich nicht selten in zwei Etagen auf; die zahlreichen holzgeschnitzten Figuren gehören
mitunter zu dem Besten, was in dieser Art in Böhmen geschaffen wurde, sie haben noch nicht
die barocke Haltung der späteren Arbeiten, klingen vielmehr in ältere Traditionen aus.
So war das Gerüst beschaffen, zu welchem Skreta und seine Zeitgenossen, wie
Mathias Zimbrecht und andere, ihre Altarblätter lieferten. Es wäre in vielen Fällen
ungerecht, wenn man ihre Kunst nach dem gegenwärtigen Zustande der Bilder messen
wollte; dieselben sind mit der Zeit stark nachgedunkelt und mit Staub bedeckt worden,
oder wie dies bei den Bildern Skretas in der Leitmeritzer Kathedrale der Fall ist, wurden
die Farben von den Sonnenstrahlen nahezu aufgezehrt, und in den meisten Fällen
haben noch unberufene Hände nnter dem Vorwande liebevoller Restauration zur Verderbniß
beigetragen. Nur in Ausnahmefällen ist der Zustand ein weniger bedauernswerther.
Skreta schloß sich während seines Aufenthaltes in Italien gänzlich der Richtung der
Eklektiker an und setzte seine Zeitgenossen durch seine Eigenschaft, sich fremde Malweise
anzueignen, in Staunen. Es gibt kaum einen bedeutenden Künstler Italiens des XVI.
Jahrhunderts und vom Beginn des XVII. Jahrhunderts, welcher nicht in der Liste jener
vorkäme, deren „Manier" nach dem Dafürhalten seiner Zeitgenossen Carlo Screta, wie er
sich zu unterschreiben pflegte, täuschend nachgeahmt hat. In günstiger Weise tritt in seinen
besten Leistungen, wie in dem Hochaltarblatt der Maltheserkirche in Prag eine gewisse
Hinneigung zu der venetianischen Schule hervor. Bedeutend sind seine Leistungen im
Porträtfach, welche zumeist auch bedeutende Persönlichkeiten vorführen; die hohe
Geistlichkeit ist darunter selbstverständlich vertreten, insbesondere durch jene Männer,
welche der Kuust gewogen waren, wie der Administrator des Maltheser-Priorats Bernard
de Witte oder der erste Bischof von Leitmeritz Maximilian Rudolph von Schleinitz. Das
gespreizte Wesen, welches in den Leistungen der früheren Generation, wie beispielsweise
des Hofmalers Ferdinands III. Lnyx von Luxenstein vorherrscht, ist in den Bildnissen
Skretas völlig abgestreift; die natürliche Haltung, der lebendige Ausdruck, der warme Ton
zeichnen diese Bildnisse von jenen der früheren Generation aus.
Der gewaltige künstlerische Aufschwung, dessen Anfänge in seine Lebenszeit fallen,
hatte znrFolge, daß am Schluß des XVII.JahrhundertsPrag von fremden Künstlern nahezu
überflutet wird und daß selbst auf dem Lande bei den kunstsinnigen Adeligen und Prälaten
Künstler stete Verwendung finden. Unter den gegen Schluß des XVII. Jahrhunderts
seßhaft gewordenen fremden Künstlern sind Rudolph Byis, Johann Onghers, Jan Valerij
Eallot zu nennen, und denselben gesellen sich zahlreiche Maler zu, welche aus dem damals
noch zur Krone Böhmens gehörenden Breslau stammend mit Recht den heimischen Künstlern
beigezählt werde« können. Johann Christoph Liska, Georg W. Neunherz, Johann Georg
Heintsch uud Franz T. Palcko sind die bedeutendsten unter ihnen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch