Seite - 393 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 393 -
Text der Seite - 393 -
393
Flucht nach Egypten (vom Jahre 1821) in der Graf Czernin'schen Sammlung. Das in
der Gemäldegallerie des Rndolphinums befindliche Gemälde: „Rückkehr des böhmischen
Bischofs Adalbert aus dem Kloster Monte Cassino in die Heimat im Jahre 993" hat
Kadlik 1824 in Wien gemalt vor seiner Reise nach Rom. Eines seiner interessantesten
Gemälde: „Der heilige Evangelist Lukas malt kuieeud auf der von zwei Engeln gehaltenen
Tafel das Bild der heiligen Jungfrau Maria, welche ihm in einer Glorie erscheint", ist
Eigenthum der Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Kadlik wirkte auch anregend auf die Ausführung öffentlicher Kunstwerke: auf
seine Veranlassung wurden die alten Wandmalereien im Stiegenraume des hohen
Thurmes auf der Burg Karlstein durch die fortgeschrittensten Akademieschüler Anton
Lhota und Wilhelm Kaudler eopirt und restaurirt. Die Kreuzwegstationen auf dem
Laurenziberg in Prag nach Skizzen von Führich wurden ul kiescv von den in dieser
Technik gut geschulten Münchener Malern Johann Bapt. Müller und G. Holzmaier
ausgeführt, welche auf Kadliks Wunsch zu diesem Zweck hierher berufen worden waren.
Die beiden Fresko-Maler wurden die Lehrmeister der jungen Prager Maler Anton
Lhota und Wilhelm Kandler in dieser seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts nicht
mehr augeweudeteu uud darum vergessenen Technik, welche beide das erste Mal wieder
anzuwenden Gelegenheit fanden, als sie von der Direktion des Klar'schen Blinden-
Jnstitntes den Auftrag erhielten, in der Apsis der St. Raphaels-Kapelle daselbst die
Wandmalereien nach den Entwürfen Führichs ul kresco auszuführen.
Von Kadliks Schülern sind außerdem seiner Richtung treu geblieben: Adolf
Weidlich (gestorben 1885), Gustav Watzel, Johann Dworacek und Rudolf
Müller, der, gegenwärtig in seiner Vaterstadt Reichenberg als Kunstschriftsteller thätig,
die von ihm miterlebten Kunstverhliltnisse schildert und sich durch die Biographien
der zeitgenössischen Künstler Böhmens sehr verdient gemacht hat. Franz Cermak
(gestorben 1884) und Karl Javürek, welche sich später in der Antwerpener Kunstschule
eine tüchtige Fertigkeit im Maleu aneigneten, wandten sich mit Vorliebe der Geschichte
Böhmens zu, welche ihnen reichen Stoff für ihre Darstellnngen bot. Johann Brandeis
(gestorben 1872), welcher in reiferen Jahren eine Zeit lang in Paris gearbeitet hatte,
und Jguaz Umlauf iu Geiersberg (gestorben 1851) wnrden sehr geschätzte und tüchtige
Porträtmaler. Anton Dvoräk (gestorben 1881) war der erste böhmische Genremaler, der
erste, welcher das Leben der Landleute schlicht, aber mit großer Wahrheit zur Darstellung
brachte. Arthur Freiherr von Ramberg, einer der vornehmsten deutschen Genremaler
(geboren 1819 zu Wien, gestorben 1875 zu München) dankte seine erste Vorbildung der
Prager Kunstschule, in welche er im Alter von 18 Jahren aufgenommen wurde, als sein
Vater, damals Oberst des Regiments Trapp, in Prag garnisonirte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch