Seite - 419 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 419 -
Text der Seite - 419 -
41V
und die „Rekruten", welche in angeheitertem Zustande singend über den Grünmarkt
zwischen den Standplätzen der Marktweiber ziehen, ein wahres Bild des Prager Straßen-
lebens. Es ist im Besitz des Baurathes Hlävka, dieses werkthätigen Förderers der Kunst
in Böhmen. Eni nicht minder echtes Prager Bild ist Bartoneks „Streit im Hause"
(Rudolphinum), ein Streit um das Recht, die Wäsche im Hofe auszuhängen, welcher von
kampfgewohnten Inwohnerinnen ausgefochten wird, wobei die herbeikommenden Nachbar-
lente ihre Schadenfreude nicht verhehlen können. Alexander Jakesch, welcher am
Anfang seiner Kiinstlerlaufbahn seine Sujets der Legeude der Heiligen („Tod der heiligen
Theodosia"), und Josef Douba, der anfangs die Gegenstände seiner Darstellungen
dem alten Testament entnahm („Abisag"), haben sich später ganz dem modernen Genre
zugewendet, jener mit seinem „Eine alte Geschichte" (Rndolphinnm), dieser mit seiner
„Andacht bei der Johannesstatue auf der Prager alten Karlsbrücke" und einer „Scene
aus der Überschwemmung in Prag im September 1890", besonders aber dnrch seine
„Plauderstunde" (in einem modernen Salon).
Zu deu jüngere» Genremalern, welche sich an der seit 1887 reorganisirten Prager
Maler-Akademie durch gründliches Studium der Natur gebildet haben, gehören auch
Jaros lav Spi l lar („Der erste Besuch der kleinen in der Stadt auferzogenen Enkelin
bei ihrer im Dorfe lebenden Großmutter") und W. Jedlicka („Erinnerung an vergangene
Tage des Ruhmes"), sowie ihre früheren Eollegen Wilhelm Trsek, Franz Slaby
(„Am Mohnfeld", „Am Bach"), welche sich mit Vorliebe im Freien, auf dem Felde, im
Hansgärtchen bewegen.
Wie in Wien, so besteht auch in München eine Colonie böhmischer Künstler,
welche die dortige Akademie besuchen oder besucht und sich dann dort dauernd nieder-
gelassen und einen zahlreiche Mitglieder zählenden Verein „Skreta" gegründet haben.
Außer manchem schon früher Genannten sind in München ansässig Alfred Seifert, der
auch als Genremaler mit seinem „Münchener Leben" (beim Salvatorbier) viel Beifall
fand, und Jaros lav Vesin ans Vrana bei Schlau, der mit gesunder Realistik das Leben
der slovakischen Landbevölkerung in Ober-Ungarn und ebenso die großen Jagden in Böhmen
schildert. Zu ihueu gehört auch Franz Donbek aus Budweis und mancher andere.
Ludwig Marold, der die Münchener Akademie etwa zwei Jahre besuchte, malte sein
bedentendstes Bild „Am Prager Eiermarkt" (Prager Gemäldegallerie) nach seiner
Rückkehr an die Prager Akademie im Atelier des Professors Max Pirner. Seit einigen
Jahren lebt er in Paris als vielbeschäftigter und geschätzter Jllnstrator moderner Romane.
Zu dieseu jüngeren Künstlern, welche ihre erste Vorbildung der Prager Akademie
verdaute» uud dauu ihrer weitere» Ausbildung wegen noch auswärtige Kunstschulen besucht
habe», zählen Caiuill Stuchlik iu München, welcher seine Genrebilder nnd seine in
27»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch