Seite - 448 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 448 -
Text der Seite - 448 -
448
Wie viele andere Zweige des Gewerbes entfaltet sich die Töpferei namentlich in
Kuttenberg, nnd ihre zahlreichen Denkmäler, insbesondere in Knttenberg selbst gefundene Ofen-
kacheln besitzen eiueu orginellen Charakter. Außer in Kuttenberg blüht seit dem XVI. Jahr-
hundert die Töpferei nebstbei in Beraun nnd auch anderorts. In größerer Zahl haben
sich aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert Kachelöfen erhalten, bunt gefärbt oder grün, von
den entsprechend kleinen Öfen der Palastgemächer bis zu den riesigen Refectorienöfen in den
Klöstern, wie zum Beispiel der kolossale Ofen im Resectorium des Clementinnms in Prag.
Von Zweigen, deren Anfänge in eine ältere Periode reichen, blüht die Stickereiknnst
das ganze XVI. und XVII. Jahrhundert hindurch, indem sie theils von Krämplern
gewerbsmäßig betrieben, theils von Damen adeliger Abstammung als Zweig der Haus-
industrie gepflegt wird. Auf den Ornaten und anderen erhaben gearbeiteten Werken wett-
eifert sie mit der Malerei und der plastischen Kunst; sie verlegt sich sogar ans so umfang-
reiche Arbeiten, wie es der zusammenlegbare Altar aus dem Jahre 1572 ist, welcher auf
Kosten und unter Mitwirkung der Frau Auua vou Lobkowitz, geborueu Vitzthum, her-
gestellt wurde und bis jetzt in den Sammlungen zu Rauduitz aufbewahrt wird.
Und noch ein Zweig des XVI. Jahrhunderts verdient erwähnt zu werden —
nämlich die Buchbinderei, welcher der Aufschwung der Literatur uud die Buchdruckerkunst
förderlich waren. Eine aus Leder geschnittene Arbeit weist Böhmen schon im XIV. Jahr-
hundert auf: das geschnitteile und Polychromate Behältniß der St. Wenzelskrone. Doch
kam hierzulande in der Buchbinderei kaum diese Technik, sondern vielmehr uur die gepreßte
Arbeit in Anwendung. Zu Ende des XV. Jahrhunderts wurden namentlich die Bibliotheken
der südböhmischen Klöster mit reich gepreßten Einbänden versehe», und in der zweiten
Hülste des XVI. Jahrhunderts entsteht eine ganze Reihe von aristokratischen Bibliotheken,
welche ebenfalls auf einen schönen Emband, in Gold gepreßt und mit ciselirtem Schnitt,
großes Gewicht legeu. Als Beispiel mögen namentlich die Einbände der Bibliothek zu
Nauduitz dienen, welche der Zeit des Zdenko Popel v. Lobkowitz, Kanzlers des König-
reiches Böhmen (gestorben 1624), angehörten. Im Laufe des XVII. Jahrhunderts geht
es mit der böhmischen Buchbinderei rasch bergab nnd anch im XVIII. Jahrhundert wird
der küustlerische Werth stets geringer.
Im Gegensatz zu deu bisher besprochene» Zweigen, deren Pflege im Mittelalter
ihren Ansang nahm und die fvrtwährend mit größerem oder kleinerem Erfolge gepflegt
wurden, lenkte das Knnstgewerbe unter Rudolf II. in neue Bahnen ein. Rndolf II., der
zwar seinem Charakter nach grundverschieden von Karl I V. ist, nähert sich ihm doch auf dem
Gebiete der Kuust, nur sind Ziel uud Erfolg verschieden. Die Kunst der Nudolfinischeu Zeit
trägt immer deu Stempel der Hofkuust, deren Wirksamkeit bis ans kleine Ausnahmen
nicht über die Hofkreise hiuausreicht uud welche wie eine ephemere Erscheinung verschwand,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch