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An diese vorzugsweise zu menschlichem Genuß dienenden Hülsenfrüchte reiht sich
auch noch eine der Familie nach ihnen nicht ähnliche Körnerfrucht, der Buchweizen
(k'olxAvrnim fnFop^rum und tartarieum), welcher durch seinen raschen Wuchs und
kurze Vegetationsdauer zur Stoppelfrucht geeignet und dessen Frucht nicht allein als
Menschennahrung beliebt geworden ist, sondern auch, sowie die Hülsenfrüchte, ein
geschätztes Stroh als Futter gewährt. Dauebeu ist seine honigreiche Blüte eine gute Weide
für Bienen, und es wird hier und da Buchweizen hauptsächlich als Bienenfutter angebaut.
Von den im Feldbau minder verbreiteten, vermöge ihrer Nahrhaftigkeit aber
beliebten Hülsenfrüchten ist die Bohne, auch Fisole genannt (?kaseolus nanus) zu
erwähnen, deren Frucht in gekochtem, in gesäuertem und wohl auch in gemahlenem
Zustande genossen wird und die hier und da aus der ehemaligen Gartenpflanze ein
Feldgewächs geworden ist. Daneben gibt es aber in neuerer Zeit auch Hülsenfrüchte, deren
Samen ausschließlich als kräftiges Viehfutter Verwendung findet, und da nimmt den
ersten Platz die Wicke (Vicia sativa), die jüngere Stelle die Acker- uud Pferdebohne
(Vieia fuba) uud die jüngste die Lupine in ihren drei Arten (1.upmus luteus, aldus
und anxustikolius) ein. Während die Wicke bei uns längst schon als Pserdekraftfutter
bekannt ist und selbst in Volksliedern besungen wird, sind die Bohnen im Feldbau Ein-
dringlinge neuerer Zeit und werden als solche zumeist auf Großgütern angebant. Die
Lupine aber fängt erst an, sich Bahn zu brechen, dürfte aber vermöge ihrer neuesteus
entdeckten Eigenthümlichkeit, den Boden mit ihren Wnrzelknöllchen an Stickstoff zu
bereichern, recht bald anch dort Freunde finden, wo man bisher von ihr die Meinung
hegt, daß sie sich nur für ärmliche Sandböden empfiehlt. Dieses, nicht nur den Lupinen,
sondern allen Hülsenpflanzen innewohnende Vermögen eröffnet diesen Blattgewächsen
eine neue Zukunft in Böhmen, so daß man vermuthen darf, daß sie an Verbreitung in der
Landwirthschaft gewinnen werden.
Futterpflanzen. Eine hohe Bedeutung für den böhmischen Landwirth haben
jene Futtergewächse, deren Anbau auf Äckern erst im vorigen Jahrhundert angeregt,
nunmehr derart verbreitet ist, daß selbst auf dem kleinsten Grundbesitz in den ärmsten
Landestheilen Einiges davon anzutreffen ist. Es sind vorwiegend Kleearten und kleeartige
Pflanzen, die heutzutage an 10 Procent der gesammten Feldarea in Anspruch nehmen.
Darunter findet man die verschiedenen Arten des Klee's (1'rilolium), zumeist Roth- uud
Weißklee, in die Fruchtfolgen der Wechselwirthschaft als wohlthätige Blattpflanzen ein-
gereiht, während deren Verwandte, der Luzernklee und der Esparsetteklee
(Onobr^ekis), ihrer laugen Lebensdauer nach sich für Fruchtfolgen mit alljährigem
Wechsel zwar uicht eignen, dagegen auf besoudereu Ackerparcclleu, sogenannten Futter-
schlägen, überall anzutreffen sind und sich vermöge ihres Blattreichthums uud dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch