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weiblichen Blütendolden nnd des darin angehäuften gewürzigen Lnpulins ist. Gepflückt
und wohlgetrockuet werden die Dolden in Säcke fest verpackt und in den Handel gebracht.
Es ist fortan Sorge der Landwirthe, ihr vorzügliches Product vor Verfälschungen mit
minderer Waare zu schützen, weshalb in den vorgenannten Städten besondere „Hopfen-
signirhallen" eingerichtet sind, welche sich bemühen, die Echtheit der Provenienz eines
jeden Hopfenballen zu documentireu.
Wenige Länder können sich rühmen, eine so günstige klimatische Lage und so vor-
theilhafte Bodenmischungen für den Obstbau zu besitzen als Böhmen. Dazu kömmt die
den Böhmen sowohl slavischer als deutscher Zunge angeborene Liebe zum Obstbaum,
dessen segensreiches Wesen in Volksliedern gepriesen wird. Es kann daher nicht auffallen,
daß Fremde in Prag und auf dem Lande den ungewöhnlichen Obstreichthum des Marktes
bewundern, und daß von den 16 Vs Millionen Obstbäumen jahraus jahrein ansehnliche
Ladungen Obst über die Landesgrenzen wandern. In Lobositz werden z. B. an 68.400
Metercentner frisches und an 14.830 Metereentner Dürrobst die Elbe hinab geführt.
Nicht minder bedeutende Mengen pafsiren im Norden und Südwesten die Grenzen. An
der Ausfuhr nehmen insbesondere jene Gebiete Antheil, die, wie das Elbethal, den
Transport zu Wasser benützen können, da die empfindliche Waare durch Erschütterungen
leidet, die Wasserstraße aber die schonendste und zugleich die billigste ist.
Böhmisches Obst, wie die vorzüglichen Mischensker n. a. Äpfel, sowie zahlreiche
Birnensorten mit althergebrachten Benennungen werden im Norden Europa's, besonders
dort, wo Wasserwege hinführen, häufig auf den Tafeln Wohlhabender gefunden. Zur
Pflege und Verbreitung dieser einträglichen Cultur für den Export wird immer mehr
angeeifert, sowohl durch Fachschulen, deren es drei gibt (zu Troja bei Prag, ferner Melnik
und Leitmeritz), als auch durch zahlreiche Vereine, denen der sorgsame Landesculturrath
alle Förderung angedeihen läßt. Auch die Kunst, Obst zu couservireu, vormals ausschließlich
mittelst gewöhnlicher Dörröfen prakticirt, wird seit einiger Zeit emsig gehoben. Auch die
Obstweiubereituug beginnt an Boden zu gewinnen.
Es kann heute behauptet werden, daß es im Lande keine Gegend mehr gibt, in
welcher jeder Obstbau fehlen würde, was insbesondere seine Geltung hat, seitdem es
gelungen ist, selbst die Vogelbeere, diesen Obstbaum der rauhen Gebirgsregionen, zu
einer genießbaren Frucht zu veredeln.
An den Obstbau reiht sich unmittelbar der Weinbau. Zwar finden sich in den
Flurenbenennungen im ganzen Lande noch zahllose Spuren vormaliger Weincultur und noch
vor hundert Jahren gab es 2578 Hektar Weinland; heute jedoch wird der Weinbau nach
den klimatischen Verhältnissen des Landes in beschränkterem Maße, im Ganzen nur noch
auf 860 Hektar Grund (etwa 0 1 Procent der produktiven Flächen Böhmens) betrieben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch