Seite - 490 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 490 -
Text der Seite - 490 -
490
vormals das Hauptziel der Schafzüchter, zur Pflege größeren Körpergewichtes und
dichteren Wollwuchses übergegangen werden. Hierzu waren Anfänge schon zu Beginn
des Jahrhunderts in Vorlik mit französischen Rambouilletschafen gemacht worden,
nachdem König Ludwig XVI. dem Fürsten Schwarzenberg Originalzuchtthiere seiner
Domäne Rambouillet geschenkt hatte, was kurz nachher Napoleon I. wiederholte, indem
er eine Rambouilletherde von Widdern, Müttern und Lämmern dem Erzherzog
Ferdinand III. von Toskana für die Herrschaft Jene bei Prag zum Geschenk machte.
Da bei stetig sinkenden Wollpreisen das Schaffleisch etwas im Preise gestiegen war,
trachtete man das Schafvieh auch zu größerer Mastfähigkeit heranzubilden, und es wurden
zu diesem Zweck hochbeinige englische Mastschafe, wie die Sonthdowns, Cotswold, Leicester
eingeführt, deren Nachkommen nun immer mehr Verbreitung finden, während das reine
Merinoschaf zurücktritt und nur noch in wenigen der vormals bestrenommirten Stamm-
schäfereien zu finden ist, vornehmlich in jenen der Fürsten Schwarzenberg in Libejitz,
Kinsky in Zlonitz und Lobkowitz in Uuter-Berkovitz, dann der Grafen O. Thun in
Zehuschitz, F. Thun in Perne, Clam-Martinitz in Smecna und Schönborn in Lnkavitz.
Es ist das Schaf in Böhmen nunmehr gleich dem Rinde in immer höherem Maße
auf die Stallfütterung angewiesen, da es an Hutweiden nmsomehr gebricht, als sich in
der Landwirthschaft die Cnltnr der Hackfrüchte verbreitet. Dennoch ist es unzweifelhaft,
daß die Schafzucht den raschen Niedergang nicht erfahren würde, wenn sich bei der
Bevölkernng Böhmens das Schaffleisch einer eben solchen Beliebtheit erfreute wie bei den
westeuropäischen Völkern. Auch diese können ihren Schafen nur jene karge Weide ver-
gönnen, die der Ackerbau übrig läßt; nichtsdestoweniger obliegen sie, mit Rücksicht auf den
entschiedenen Nutzen, den das Schaf infolge der Verwerthung selbst geringen Dörr-
futters und Strohes zu liefern vermag, seiner Zucht und Pflege ungleich eifriger.
Im Gegensatz zn den Schafen können die Ziegen, dieses Milchvieh des kleinen
Mannes, als stetig zunehmende Wirthschaftsthiere bezeichnet werden, denn in demselben
Zeitraume, wo, wie oben bemerkt, die Zahl der Schafe in Böhmen auf die Hälfte herab-
gesunken ist, hat sich jene der Ziegen mehr als verdreifacht. Sie betrug
100.723 Stück
136.911 „
154.273 ,.
307,555 „
Es ist vorauszusehen, daß diese Zunahme noch andauern wird, ja es scheint, daß
die Ziege, die dem Schafe am nächsten steht, in ihren Ansprüchen ungleich bescheidener,
dagegen in ihren Leistungen, von der Wolle abgesehen, werthvoller als das Schaf ist,
überall dort das letztere zu verdrängen vermag, wo es viele geringe landwirthschaftliche
,m Jahre 1837 .
„ ., 1857.
.. „ 18K9.
.. 1880 .
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch