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Quadersandsteinformation des Nordens gedeiht sie jedoch ausgezeichnet und liefert ihr
Holz seiner Kienigkeit wegen sehr gesuchte Nutzholzsortimente.
Auf zehn Procent der Laudeswaldfläche, somit auf beiläufig 150.000 Hektar
behauptet die Tanne ihre Herrschaft und erreicht in den Gebirgsforsten, besonders durch
die Riesenstämme des Böhmerwaldes ausgeprägt, das Ideal ihrer Entwicklung. Einst
noch über weit größere Flächen verbreitet, hat sie wegen des geringeren technischen
Gebrauchswerthes ihres Holzes zwar in ihrer Verbreitung eingebüßt, wird jedoch in den
hervorragenden Forstwirthschaften noch immer sehr geachtet und gepflegt. Die Lärche,
wahrscheinlich nur auf künstlichem Wege in den Wäldern Böhmens eingebürgert, erreicht
hier nicht die Vollkommenheit jener der Alpenländer, ist daher nur auf ihr zusagenden
Standorten meist als Mischholzart, seltener in reinen Beständen anzutreffen. Die ver-
hältnißmäßig nicht allzugroße Erhebung der Gebirge über die Meeresfläche weist der
Krummholzkiefer ein nur kleines Verbreitungsgebiet an.
Eine Specialität des südlichen Böhmen, mitunter auch des Böhmerwaldes (Domäne
Tachan!) ist die Moorkiefer. Von den Botanikern?inus uli^inoss, auch ?inus monwna
aufrechter Form benannt, unterscheidet sie sich von ihrer nächsten Verwandten, der
Krummholzkiefer, durch ihren aufrecht strebenden Stamm, der eine Höhe bis zu 20 Meter
und eine Stärke bis zu 25 Centimeter am Stocke erreicht, und von der Weißkiefer durch
die dunkle fichtenähnliche Rinde und die mehr aufwärts gerichtete Beastung. Sie beherrscht
die noch nicht entwässerten Moore, insbesondere jene der Domäne Gratzen und Wittingan,
wo gewiß au 800 Hektar Moorkieferbestände anzutreffen sind.
Auch fremde Holzarten sind bereits als eingebürgert zu betrachten, worunter
besonders die Rotheichenarten, die schwarze Wallnuß, Weihmuthskiefer, Douglastanne
nebst anderen. Die von Ihrer Durchlaucht der Fürstin Wilhelmine zu Schwarzenberg
in der Laudes-Jubiläumsausstellung in Prag zur Schau gebrachten Rotheichenstämme
und Einrichtungsstücke und Geräthe aus auf der Domäne Worlik erzogenem Roth-
eichenholze lassen über das Gedeihen, die Anbauwürdigkeit, sowie den Gebrauchswerth
dieser Holzart keinen Zweifel aufkommen.
Auf dem Felde der Bestandesbegründung und Erziehung leistet die Forstwirth-
schaft Böhmens schon seit langem Hervorragendes. Einzelne Spuren, namentlich Eichen-
pflanznngen, deuten darauf hin, daß unseren Vorfahren schon im XVII. Jahrhundert
Saat und Pflanzung als Aufforstungsmittel nicht unbekannt waren, doch blieb der
Pläuterhieb uud mit diesem die natürliche Besamung bis gegen das Ende des vorigen
Jahrhunderts allgemein in Übung. Erst als zur selben Zeit der Kahlhieb überhand-
nahm, trat die Nothwendigkeit ein, der Natur mit künstlichen Mitteln zn Hilfe zu kommen.
Den damals mitunter beliebten Mischsaaten von Fichte, Kiefer, Eiche und Birke verdanken
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch