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in Weißwasser wurde über Antrag des Oberforstmeisters Johann Heyrowsky und Ober-
forstlneisters Johann Nußbaumer im Jahre 1855 vom böhmischen Forstverein gegründet
und bis zum Jahre 1862 von demselben aus Beiträgen des Landesfondes, der Waldbesitzer,
der Forstbeamten, sowie zahlreicher Gönner erhalten. Im Jahre 1862 constitnirte sich
unter dem Präsidium des Grafen Ernst Waldstein, der das Schloß Weißwasser, den
dasselbe umgebenden Park sammt dem botanischen Garten und ein ausgedehntes Revier
der Anstalt, wie früher, auch weiterhin unentgeltlich zur Verfügung stellte, ein Forstschul-
verein, welchem auch der böhmische Forstverein als gründendes Mitglied beitrat, und
übernahm die Erhaltung der Lehranstalt. An dieser Fachschule, welcher seit 25 Jahren
der Oberforstrath Ferdinand Ritter von Fiscali als Director und erster Lehrer der
Forstwissenschaft vorsteht, ertheilen außerdem vier Fachprofessoreu und ein Assistent den
Unterricht. Lehrmittelsammlungen, wie sich solcher selten eine Lehranstalt erfreut, Baum-
schulen und ein großer Lehrforst unterstützen den theoretischen Lehrgang. Seit dem
Jahre 1857 haben 1177 junge Forstleute an dieser Lehranstalt ihre forstliche Ausbildung
erhalten, von denen viele hervorragende leitende Posten in Österreich nnd im Ausland
bekleiden.
Die Waldbauschule in Pisek, im Jahre 1884 vom Kuratorium der dortigen Acker-
banschnlc mittelst Eröffnung eines forstlich-praktischen Lehrcnrses ins Leben gerufen, jetzt
in der Art anderer Waldban- und Försterschulen organisirt, bildet jährlich dreißig bis
vierzig Zöglinge für den Forstschutz und praktischen Hilfsdienst heran, sorgt somit für
Forstorgane, die auf Grund ihrer Vorbildung berufen sind, die wirthschaftsführenden
Forstbeamten zu unterstützen.
Die J agd hängt in Böhmen mit der Forstwirthschaft eng zusammen, denn der
böhmische Wald ist belebt, belebt mit Wild, reich nach Zahl und Art; der belebte Wald
ist das wahre Heim des böhmischen Forstwirthes, der, ohne Ausnahme Jäger mit Leib
und Seele, nicht nur den Forst hegt und pflegt, sondern mit diesem auch seine darin
lebenden Schützlinge. Auch Feld und Flnr des Königreiches Böhmen sind reich belebt mit
Wild, so den besten Beweis liefernd, daß die Jagd neben hochentwickelter Land- und
Forstwirthschaft friedlich bestehen kann.
Trotz der Umwälzungen des Jagdrechtes seit dem Jahre 1848 hat sich der Wildstaud
Böhmens nicht vermindert, er ist vielmehr seither ein bedeutend besserer geworden. Edel-
wildstände im Freien, wie sich besserer gewiß kein auf gleicher Culturstufe stehendes Land
erfreuen kann, findet man sowohl im Gebirge als auf dem flacheu Laude. In zahlreichen
Thiergärten wird, wo der freie Stand unzulässig, diese Wildgattung uebst Damin- und
Schwarzwild gehegt. Das schlanke Reh, über das ganze Land verbreitet, belebt die Wälder,
ja, wo es besonders gehegt wird, jede Au und jedes Gebüsch. Der Auerhahn ist hier nicht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch