Seite - 522 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
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ausschließlich ein Bewohner des Gebirges; man findet ihn auch im Flachlande, oft ganz
in der Nähe der Städte. Auch der Rackelhahn, dieser mysteriöse Geselle, taucht hier und da
auf, und kann sich Böhmen rühmen, daß Seine kaiserliche Hoheit der unvergeßliche Herr
Erzherzog Kronprinz Rudolf am 3. April 1877 im Revier Borkovitz bei Wittingan seinen
ersten Rackelhahn erlegte. Der Fasan Böhmens, seit jeher weltbekannt, wird in Fasan-
gärten, noch mehr aber im Freien gehegt und hat sich so vermehrt, daß im Jahre 1889
bereits 60.210 Stück erlegt wurden.
Wir können in dem Rahmen dieser Schilderung nicht alle Niederwildgattnngen
aufzählen, die in Böhmen geradezu massenhaft vorkommen. Ungezählte Mengen von
Hasen, Kaninchen und Rebhühnern werden alljährlich erlegt und Wildgänse, Enten der
verschiedensten Art und all das buute Wasser- und Sumpfgeflügel, welches die Teiche
besonders des südböhmischen Teichplateau's bevölkert, entzücken und beschäftigen nicht mir
den Jäger, sondern auch den Naturforscher.
Ein vollkommenes Bild der Jagdzoologie des böhmischen Wildes bietet das Jagd-
schloß Vohrad bei Frauenberg, welches als Forst- und Jagdmuseum adaptirt nebst der
berühmten Jagdbildersammlung des Malers Johann Georg von Hamilton, der hier viele
seiner Studien machte, nebst zahlreichen Jagdtrophäen ans vergangener Zeit eine voll-
kommene Sammlung aller jagdbaren Thiere Böhmens enthält. Auch der letzte Bär des
Böhmerwaldes, erlegt im Jahre 1856 in Salnan, und der letzte Wolf Böhmens, der im
Jahre 1874 auf der Domäne Winterberg geschossen wurde, haben hier Platz gefunden.
Das ganze Jahr hindurch findet in Böhmen der echte Jäger und Waidmann
reichliche Gelegenheit, das Waidwerk zu üben. Im tiefen Winter verfolgt er die
Schädlinge der Jagd und Fischerei, Fuchs, Fischotter, Marder uud Iltis auf im
Schnee gedrückter Spur, uebstdem die Schaar der geflügelten Schmarotzer. Kaum
daß die Frühlingssonne den Schnee zu schmelzen begonnen, erklingt der Balzlaut des
Auerhahns uud das Gekoller des Birkhahns im Flachlande, welchen nach und nach ihre
Genossen im Gebirge folgen, so daß die Balzjagd bis Ende Mai anhält. Es folgt sodann
die Pürsch auf den Rehbock, bis die Schaar der Enten, flügge geworden, den Jäger auf
die Teiche lockt.
Mit dem 1. August ist gesetzlich die Jagd auf alles nützliche Wild eröffnet; es folgt
die Jagd und Pürsch auf den Feisthirsch nnd auf dem Felde werden die zahlreichen Reb-
hühnerketten beschossen, bis den Jäger der Brunftschrei des Hirsches wieder dem Walde
zuführt.
Die Jagdsaison erreicht jedoch erst in den Monaten October und November ihren
Höhepunkt. Die Jagdherren, kein Vergnügen höher achtend als das edle Waidwerk,
versammeln sich mit ihren Gästen auf den mit Jagdtrophäen geschmückten Schlössern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch