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Mineralmassen diejenigen nutzbaren Lagerstätten auf, welche die verschiedensten Metall-
erze und die fossilen Brennstoffe Böhmens in Hülle und Fülle beherbergen. Mit
Ausnahme des Steinsalzes wird in der ganzen Monarchie kaum ein nennenswerthes
nutzbares Mineral gewonnen, welches nicht auch in Böhmen oder in Böhmen allein,
und zwar zumeist in ausgiebigster Menge vorhanden wäre. Von den bergmännisch
wichtigen geologischen Formationen fehlt in Böhmen der Hauptsache nach eben nur die
salzführende Trias.
Die Gewinnung der Metallerze durch bergbauliche Thätigkeit datirt in Böhmen
aus uralter, zum Theile aus vorhistorischer Zeit. Seit dem letzten Viertel des ersten
Jahrtausends n. Chr. ist das Bestehen des böhmischen Bergbaues historisch außer Zweifel
gestellt; im XIII. und XIV. Jahrhundert hat derselbe seine erste Glanzperiode durch-
gemacht. Die Husiteukriege und der dreißigjährige Krieg haben den böhmischen Bergbau
empfindlich geschädigt; von dem letzteren verhängnißvollen Kriege erst nach zweihundert-
jährigem Darniederliegen erholte sich der Bergbau Böhmens zumeist an andern Orten
wieder, behauptet bis in die gegenwärtige Zeit eine hervorragende Stelle in der Mineral-
nnd Metallproduetion Europa's und ist ihm auch in Zukunft eine würdige Aufgabe für
die Civilisation gesichert.
Im Nachfolgenden soll der durch seine Größe, noch mehr aber durch seine Mannig-
faltigkeit ausgezeichnete Bergbau mit dem zugehörigen Hüttenwesen in Böhmen, nach den
Gegenständen der bergbaulichen Thätigkeit geordnet, innerhalb der durch den Plan
dieses Werkes gezogenen Schranken dargestellt werden.
D a s Gold. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß dieses edelste Metall in Böhmen
ehemals in großer Menge gewonnen wurde. Die historisch verbürgten Nachrichten über die
Goldgewinnung sind allerdings sehr spärlich. Abgesehen von den traditionellen Nachrichten
des Chronisten Häjek von Libocan, welcher von fabelhaften Mengen gewonnenen Goldes
bereits im VII. und VIII. Jahrhundert spricht, zeugen von dem ehemaligen Goldreichthum
Böhmens auch heute noch die umfangreichen Überreste der alten Goldwäschereien, die
Goldseifen. Da das Gold in der Natur vorwiegend und in Böhmen ausschließlich
als gediegenes (nicht vererztes) Metall sich vorfindet, nicht verwittert und außerdem
ein sehr großes specifisches Gewicht besitzt, so wurde durch die Verwitterung der gold-
führenden Gesteine (in Böhmen vorzugsweise jener des Böhmerwaldes und des böhmisch-
mährischen Hochplateau's) das Gold in Körnern frei; es lagerte sich vermöge seiner
relativen Schwere bei Regengüssen und Überschwemmungen an den Ufern der Bäche und
Flüsse als „Goldsand" (das heißt Goldkörner enthaltender Sand) ab, welcher im Laufe
vieler Jahrtausende eine Aufspeicherung des Goldes an den höhergelegenen Theilen der
betreffenden Wasserläufe bewirkte, während der übrige (taube) Gesteinsand weiterhin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch