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nebst mehreren anderen selbst bis 1300 Meter). Das Hanpterz ist silberhaltiger Bleiglanz,
obwohl in relativ geringeren Mengen auch gediegen Silber, Rothgiltigerz, Fahlerz,
Stefanit, Polybasit, Argentit, ferner oxydirte Bleierze u. a. m. vorgefunden werden.
In den letzten Jahren spielen neben Bleierz auch Dürrerze (arm an Blei, doch hinreichend
silberhaltig) eine wichtige Rolle. Zinkblende ist beinahe stets der Begleiter der Erze,
außerdem Antimonit.
Zur Concentrirung der in den Gruben gewonnenen erzigen Massen (ans einen
dermaligen Durchschnittsgehalt der einzulösenden Erze von '/» Procent in Silber und
30 Procent in Blei) besteht bei einer jeden Grube eine Erzscheidestube, in welcher die
reichsten Erzstücke (Scheiderze) für die Schmelzhütte von Hand präparirt werden.
Außerdem ist für jede Grubenabtheilung eine Aufbereitungsanlage vorhanden, welche
im Wesentlichen aus drei ausgedehnten, mit sehr zahlreichen und mannigfachen
Aufbereitungsmaschinen ausgestatteten Werkstätten besteht, und zwar aus einem Quetsch-
werke zur Behandlung der grob eingesprengten erzigen Massen (Mittelerze); aus einem
Pochwerke (eventuell auch Mühlwerke) zur Bearbeitung des fein eingesprengten (ärmeren)
Fördergutes (Pochgänge, vulxo „nasse" Zeuge); endlich aus einem Waschwerke zur Auf-
bereitung des sogenannten Grnbenkleins, als welches Alles zu bezeichnen ist, was von
den Abbau-Orten an kleinerem Korn einschließlich des daran haftenden Schmandes
entfällt. Die von den sämmtlichen Grubeuabtheiluugen zumeist durch die Vermittlung
des Anfbereitnngswefens producirten Erze werden an die Pribramer Schmelzhütte,
2>/2 Kilometer unterhalb Birkenberg an der Litavka gelegen, abgeführt. Diese Hütten-
anlage bildet ein großartiges concentrirtes Etablissement, welches mit dem Bahnhof
Pribram durch eine normalspnrige Flügelbahn verbunden ist.
Die Erze gelangen zur Hütte in Graupen oder in Mehlform (als sogenannte
Schlieche); die Erzgraupen werden zunächst (mittelst Kollermühlen) fein zerkleinert,
sodann mit den Schliechen gemengt und in Fortschanflungsösen geröstet. Die Erzmischung
enthält neben den bereits erwähnten 30 Procent Blei und «/» Procent Silber auch noch
5'/s Procent Zink und nicht ganz 1 Procent Antimon. Die gerösteten Erze werden mit
den erforderlichen Zuschlägen (Kalkstein nebst Eisen) und bleiischen Zwischenprodneten
in einem besonderen Gebäude (Beschickungshaus) gemengt und sodann in acht Hochöfen
(modernen Ruudöfen) mit Eoaks und Holzkohle auf Werkblei verschmolzen, welches
außer Silber auch Antimon enthält. Dem Werkblei wird zunächst mittelst des Pattin-
sonirens ein ansehnlicher Theil reines Blei (Krystallisirblei) entzogen; das hiermit
auf etwa ein Procent Silber angereicherte Blei — Reichblei — gelangt zum Abtreiben,
als welches die Trennung des Bleies von dem Silber bezeichnet wird, — für den
Laien der interessanteste (mit dem sogenannten „Silberblick" endigende) Proceß.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch