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Das Verhalten der Kohle in Mächtigkeit und Qualität ist bei den Hauptmulden,
mitunter auch bei ihren Separatmulden verschieden; auch ist entweder nur ein einziges
Flötz oder es sind mehrere Flötze übereinander vorhanden; immerhin kann man annehmen,
daß die Mächtigkeit der Kohle (ohne die Zwischenmittel) in der Regel 8 bis 18 Meter
beträgt, stellenweise jedoch (wie bei Dux und Brüx) auf 24 Meter und mehr steigt. Die
Qualität der böhmischen Braunkohle ist nur stellenweise etwas minder, sonst min-
destens gut, vorwiegend jedoch vorzüglich, bei Dux, Brüx, Falkenau uud anderen Orten
aber ausgezeichnet, an einzelnen Orten, wie bei Königsberg zum Briquettiren sehr geeignet;
die Duxer „Salonkohle" und die Falkenauer „Paraffinkohle" in ihrer Art unübertrefflich.
Die Gewinnung der böhmischen Braunkohle (allerdings in ganz geringfügigen
Quantitäten) datirt sich an einzelnen Orten (bei Dux, Brüx, Aussig) aus der Mitte
des XVIII. Jahrhunderts; die eigentliche bergmännische Entwicklung begann zunächst
sehr bescheiden (durch Tagbaue) mit der ersten Hälfte und in größerem stets wachsendem
Maße mit der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, letzteres insbesondere seit der
Eröffnung der Aussig-Teplitzer Bahn im Jahre 1858. Seit dieser Zeit hielt der Bau neuer
Eisenbahnen mit der steigenden Braunkohlenproduction gleichen Schritt und entstand bis
zu der jetzigen Zeit in und aus dem böhmischen Braunkohlenreviere ein Bahnnetz, wie man
es dichter kaum anderswo (es wäre denn in Belgien und Westfalen) findet. Demgemäß
betrug die Braunkohlenerzeugung im Jahre 1860 bereits 5 Millionen und stieg binnen
10 Jahren (bis 1870) auf 15 Millionen Metercentner. Hier begann erst recht der eigent-
liche, freilich vielfach übertriebene Aufschwung in der Produktion, welche bis 1880 auf
52 Millionen, das ist auf das 3Vsfache, seit 1860 aber auf mehr als das Zehnfache stieg.
Es erstanden nämlich zur Zeit der berüchtigten Hausse (anfangs der Siebziger-Jahre)
zahlreiche kleinere und größere Unternehmungen, welche großentheils unter unkundiger
Leitung in den unermeßlichen Naturschätzen des Braunkohlen-Reviers wühlten und einen
namhaften Theil derselben für die Zukunft entweder selbst verwüsteten oder doch der
Verwüstung durch die Naturelemente (vornehmlich durch das Feuer) preisgaben. Seitdem ist
eine Wendung zum Besseren insoferne erfolgt, daß vermöge der eingetretenen Concurrenz-
verhältnisse die Gewinnung der Braunkohle immer mehr in großen und rationelleren -
Bergbau-Unternehmungen concentrirt wird. Unter diesen technisch fortschrittlichen
Verhältnissen stieg die Braunkohlenproduction in dem letzten Decennium (1880 bis 1890)
von 52 auf 122 Millionen Metercentner jährlich.
Von den Bergbau-Unternehmungen (immer noch 180 an der Zahl), welche an der
Monstreproduction der böhmischen Braunkohle participiren (an 500 eingeschriebene
Unternehmungen sind außer Betrieb) seien diejenigen genannt, welche in den einzelnen
Revier-Bergamts-Bezirken (von Osten nach Westen aufgezählt) nach den amtlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch