Seite - 573 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 573 -
Text der Seite - 573 -
573
von Teplitz durchdringen; die Klüfte setzen aber auch den Pläner durch. Welchen Weg
auch immer die in dem Erdinneren erwärmten Quellenwässer nehmen, um schließlich durch
jene Porphyrspalten nach Teplitz und Schönau zu gelangen, so ist doch jede zwischen dem
bergmännisch durchwühlten Braunkohlengebirge und dem zerklüfteten Porphyrgebirge
hergestellte Communication (Löcherung) für die Teplitzer Quellen gefährlich, denn diese
nehmen dann, anstatt nach Teplitz, den einfacheren Weg durch die hergestellte Öffnung
in die tiefer gelegenen Grubenbaue, füllen dieselben aus und steigen schließlich auf das
gleiche Niveau iu den Gruben, wie in Teplitz; dieses Niveau ist aber namhaft tiefer als
das Niveau der Teplitzer Badehäuser, das heißt in Teplitz muß dann das Thermalwasser
aus dieser Niveau-Tiefe heraufgepumpt werden, die betreffenden Grubenbaue sind aber
bis zu dem Niveau ersoffen. Gelingt es nun, die unglückliche Öffnung künstlich zu ver-
stopfen, so können die Grubenbaue wieder in Betrieb kommen und die Thermalwässer
uähern sich in Teplitz ihrem früheren Zustande, ohne jedoch denselben je genau wieder zu
erreichen, denn die entstandene Wunde vernarbt nie ganz, ja bei sorcirter Heilung entsteht
bekanntlich nahe der alten leicht eine neue Wunde. Was hier schematisch dargestellt ist,
widerfuhr den bis dahin unversehrt gebliebenen Teplitzer Quellen das erstemal 1879 infolge
des Eindringens eines Querschlages, welcher vom Döllingerschacht (bei Dux) ostwärts
getrieben wurde, in den Teplitzer Porphyrstock. Nach mannigfachen, oben angedeuteten
Drangsalen (wobei in Betreff des Ersäufens die nachbarlichen Kohlengruben „Fortschritt",
„Nelson", „Victorin" und „Gisela" ins Mitleid gezogen wurden), gelang die Verstopfung
des Wasserdurchbruches durch die Herstellung mächtiger unterirdischer Wasserdämme, welche
das Thermalwasser von den Grubenbauen fernhielten und in seine ehemaligen Wege nach -
Teplitz zurückdrängten. Jegliche Gefahr schien so behoben; doch schon 1887 kam man in
der „Victorin"-Grube mit einem durch Kohlengewinnung hergestellten Hohlraume einer
Quellenspalte zu nahe, durch deren hydraulischen Druck die Felsenwand der Sohle
gesprengt und eine zweite Quellen-Katastrophe herbeigeführt wurde. Es gelang jedoch
schließlich wieder die Verstopfung, indem man den Hohlraum in der Grube (von oben
herab) mit Beton ausfüllte. Doch nicht lange währte der wieder einigermaßen erreichte
,stutus quo ante"; 1892 brach das Unglück in „Victorin" an früherer Stelle wieder
herein und ist bis heute nicht behoben. — Von einer Katastrophe anderer Art wurde 1895
die Stadt Brüx heimgesucht. Am 19. Juli in später Abendstunde und in der darauf-
folgenden Nacht sind an zwanzig Häuser des schönsten Stadttheils nahe dem Bahnhofe
eingestürzt und viele andere schwebten in größter Gefahr; dies geschah infolge einer rapiden
Terrainsenkung, herbeigeführt durch die Bewegung einer Schwimmsandschicht, welche,
unterirdisch bis Brüx reichend, in dem westlich benachbarten Grubenfelde des Annaschachtes
bei Tfchausch angefahren und in die dortigen Gruben-Hohlräume abgezapft wurde.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch